Analyse des Friedenswortes der Deutschen Bischofskonferenz

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Unser Mitglied Thomas Nauerth hat das Friedenswort der Deutschen Bischofskonferenz in einem Beitrag für das Magazin „Eule“ analysiert.

Hier liegt ein Auszug aus dem ersten und letzten Abschnitt bei; der komplette Text ist dann über den Link https://eulemagazin.de/diese-welt-braucht-keine-religion-die-zu-allem-ja-und-amen-sagt/ erreichbar.

 „Diese Welt braucht keine Religion, die zu allem Ja und Amen sagt“ 

Kritische Anmerkungen aus Perspektive der Friedenstheologie zum Friedenswort der Deutschen Bischofskonferenz „Frieden diesem Haus“.

Von Thomas Nauerth

21. März 2024

„Wenn wir das Evangelium verkünden, können wir über den Frieden und Unfrieden in unserem Haus – in Deutschland, Europa und der Welt – nicht schweigen.“ (Nr. 2) So heißt es einleitend und titelbegründend im neuen Friedenswort der deutschen Bischöfe.

Es ist also ein bestimmtes Verständnis von Evangelium, das die Bischöfe bzw. ihre Autoren leitet:

„Das Evangelium ist die Frohe Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes, das sich in der Versöhnung und dem Frieden der Menschheit untereinander und mit Gott verwirklicht“ (Nr. 1) und insofern „nicht allein zur inneren Umkehr aufruft, sondern nach einer Änderung gewaltvoller Lebensverhältnisse verlangt“ (Nr. 2).

Das ist gut formuliert und das ist fast schon alles, was an theologischer Grundlegung in diesem Friedenswort zu finden ist. (…)

Ein verwirrendes Friedenswort

Ein weiterer starker Satz des Friedenswortes lautet:

„Die vorrangige Option für die Armen verlangt von der Kirche, dass sie als Anwältin der Schwachen und an den Rand Gedrängten auftritt. Die Verhältnisse sind nach dem Kriterium zu beurteilen, wie sich ihre Lage darstellt und wie sie verbessert werden kann.“ (Nr. 26)

Wiederum aber stellt sich die Frage, was bedeutet es auf die politische Arena unter der Perspektive einer vorrangigen Option für die Armen zu schauen? Müssten dann z.B. nicht die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine für die Armen zu einem zentralen Kriterium dafür werden, leidenschaftlich für ein Ende dieses Krieges zu streiten? Kriege enden mit Verhandlungen. Auch dazu findet sich ein schöner Satz:

„In einer Welt voller Krisen und Konflikte sind nicht zuvörderst neue Waffen, sondern Verhandlungen und neue Schritte erforderlich, um verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.“ (Nr. 196)

Mit dieser Erkenntnis die gegenwärtigen Konflikte und Kriege friedensethisch zu reflektieren, dazu haben sich die Bischöfe allerdings leider nicht durchringen können: „Wir betonen aber ausdrücklich, dass Krieg niemals ein Mittel der Politik oder der Konfliktbewältigung sein kann (…) Und doch stellt er eine Realität unserer Welt dar, auf die wir in angemessener und verantwortungsvoller Weise reagieren müssen.“ (Nr. 8)

Dieses Friedenswort verwirrt seine Leserschaft. Für angemessene und verantwortungsvolle Verhaltensweisen ist diese Leserschaft wohl ganz allein verantwortlich, konkrete Ideen und Anregungen diesbezüglich finden sich in diesem Friedenswort nicht. „Wir möchten aber allen versichern, dass das Engagement der jeweiligen Menschen von uns gesehen und mit großer Dankbarkeit wertgeschätzt wird.“ (Nr. 259)  Immerhin.

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Thomas Nauerth ist apl. Prof. für Religionspädagogik am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück.

Er ist Mitglied des Internationalen Versöhnungsbundes / Deutscher Zweig, des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie und im wissenschaftlichen Beirat von pax christi Deutschland sowie Gründer von friedenstheologie.de