Jean Lasserre - friedenstheologischer Vordenker

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Jean Lasserre (* 28. Oktober 1908 in Genf; † 22. November 1983 in Lyon) war Reisesekretär des französischen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes und Herausgeber der „Cahiers de la Réconciliation“, dessen französischsprachiger Zeitschrift.

Lasserre war schweizerisch-französischer Pfarrer und Pazifist. Er war Pfarrer der reformierten Kirche Frankreichs und Friedenstheologe. Sein Buch „Der Krieg und das Evangelium“ (französisches Original 1953) machte ihn international bekannt.

Jean Lasserre gehört zu den Autoren, deren Friedenstheologie seinerzeit in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika einige Beachtung erhielt und ins deutsche und englische übersetzt wurde. Befreundet mit Dietrich Bonhoeffer waren beide 1934 auf Fanö und hielten auch während des Krieges Kontakt.

Der Internationale Versöhnungsbund/deutscher und französischer Zweig hat zu seinem Gedenken 2003 zusammen mit Church & Peace eine Tagung in Trier durchgeführt, die u.a. dazu führte, dass Material von ihm und über ihn neu aufgelegt wurde. So erschien von Jean Lasserre in deutscher Übersetzung durch Dietlinde Haug das Buch „Die Christenheit vor der Gewaltfrage: Die Stunde für ein Umdenken ist gekommen“, 2010.

Jean Lasserres Tochter Christiane hat 2008 eine Wanderausstellung über ihren Vater mit zahlreichen Fotos und Lebensdaten zusammengestellt, die zuerst in einer evangelischen Kirchengemeinde in Lyon gezeigt wurde (wozu Frédéric Rognon, Autor u. a. des Vorworts zur zweiten Auflage von „Les Chrétiens et la Violence“, einen Vortrag hielt). Danach wurde die Ausstellung in verschiedenen Städten und Gemeinden gezeigt, u. a. in Le Chambon sur Lignon, in Saint-Antoine und in Poët Laval sowie im deutschen Konstanz.

Hinweis: Die Ausstellung kann (bis zu einer anderen Lösung) direkt bei Christiane Lasserre entliehen werden: Es sind 15 leichte und flexible Tafeln, die problemlos in einem Auto transportiert werden können. Anfragen an Christiane Lasserre, E-Mail chrlasserre@wanadoo.fr, sind willkommen.

Weiterhin hat Christiane Lasserre Aufzeichnungen ihrer Mutter nach einer mündlichen Erzählung Jean Lasserres über eine Kriegsgerichtsverhandlung am 19./20. Oktober 1944 bei Maubeuge zur Verfügung gestellt. Vor einem improvisierten und illegalen Volksgericht sollte gegen sechs Männer, die der  Kollaboration mit der Gestapo bezichtigt wurden, die aber nach Einschätzung von Lasserre keine Verräter waren, verhandelt werden. Weil Rechtsanwälte sich weigerten, an dieser Farce teilzunehmen, wurde Lasserre gebeten, ihre Verteidigung zu übernehmen. Nur das Leben eines der Angeklagten  konnte er retten.

Mit den hier veröffentlichten Dokumenten möchten wir mit dazu beitragen, die Friedenstheologie in unseren Ländern wieder zu beleben. Für weitere Informationen möchten wir auf den zusammen mit der Tochter von Jean Lasserre, Christiane Lasserre, verfassten Artikel in der Wikipedia hinweisen.

Außerdem haben wir die Kapitel II 2-5 der deutschen Übersetzung des Buches von Jean Lasserre "Die Christenheit vor der Gewaltfrage" eingestellt, da sie aus finanziellen Gründen nicht in die Druckversion aufgenommen werden konnten. Sie sind allerdings eine Rohfassung der Übersetzung.

Bibliografie der deutschen Ausgabe:
Jean Lasserre:
Die Christenheit vor der Gewaltfrage,
Herausgegeben von Matthias Engelke und Thomas Nauerth.
Deutsche Übersetzung von Dietlinde Haug.
Münster, Berlin 2010