Nahost-Situation und Ukraine-Krieg

Gespeichert von Helmut Brinkma… am

Liebe Friedensinteressierte,

beiliegend sende ich sowohl zum Ukraine-Krieg als auch zum Nahostkrieg einige ausgewählte Beiträge - heute mit Schwerpunkt Nahost:

1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker

2. NZZ: Die Ukraine führt einen Überraschungsangriff aus – mit heimlich gelieferten Raketen der USA

3. NZZ: Die ukrainischen Angriffe auf die Krim zeigen Folgen: Russland zieht den Grossteil der Kriegsflotte aus Sewastopol ab

4. SZ: Krieg in Nahost: Raketen und Kämpfer lauern in der "Metro"

5. IPPNW: Ärzt*innenorganisation fordert Waffenstillstand und unabhängige Untersuchung

6. SZ: Warten auf den großen Knall

7. SZ: Natalie Amiri über Israel: Die Hamas ist nicht allein

8. Gero von Randow und Ulrich Ladurner: Die iranische Bombe. Hintergründe einer globalen Gefahr

9. Buchladen / F.A.Z.: Interview mit Lizzie Doron - Die Gewalt muss enden

10. Avraham Burg: Hitler besiegen. Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss

11. Stellungnahme des geschäftsführenden Vorstandes des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes zur aktuellen Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt

12. Zivilcourage: C. Ronnefeldt: Der Gaza-Krieg: Hintergründe jenseits von Kassam-Raketen (2009)

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1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker

https://www.n-tv.de/politik/19-29-Ukraine-und-Norwegen-vereinbaren-Gespraeche-ueber-Sicherheitsgarantien--article23143824.html

18.10.2023 Ukraine-Krieg im Liveticker 19:29 Ukraine und Norwegen vereinbaren Gespräche über Sicherheitsgarantien Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj wollen die Ukraine und Norwegen Verhandlungen über Sicherheitsgarantien starten. Zugleich dankt Selenskyj der norwegischen Regierung für die Unterstützung der Ukraine.

"Wir haben vereinbart, Verhandlungen über ein bilaterales Dokument über Sicherheitsgarantien auf der Grundlage der G7-Erklärung von Vilnius aufzunehmen", schreibt Selenskyj auf X.

(...)

16:03 Militär trägt Putins Atomkoffer komplett unversteckt

Dass Putins Begleiter bei seinen Reisen einen Atomkoffer mitführen, der die russischen Nuklearwaffen kontrolliert, ist kein Geheimnis. Normalerweise aber wird der sogenannte "Tscheget" versteckt. Bei Putins Besuch in Peking aber ist der Koffer ungewöhnlich offen sichtbar.

(...)

13:32 Wladimir Putin will eine "weniger aggressive Haltung des Westens" ausgemacht haben

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach eigenen Angaben eine weniger aggressive Haltung des Westens im Zusammenhang mit der Ukraine ausgemacht. Er begrüße dies und stimme Erklärungen über die Notwendigkeit einer Lösung des Konflikts durch Gespräche zu, sagt Putin nach einem Gespräch Chinas Staatschef Xi Jinping in Peking.

(...)

00:29 Biden will Kongress um 100 Milliarden Dollar für Israel, Ukraine und Grenze bitten

US-Präsident Joe Biden will den Kongress um 100 Milliarden Dollar für Israel, die Ukraine, Taiwan und die Sicherung der US-Grenze bitten.

(...)

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2. NZZ: Die Ukraine führt einen Überraschungsangriff aus – mit heimlich gelieferten Raketen der USA https://www.nzz.ch/international/ukraine-angriff-mit-heimlich-gelieferten-atacms-raketen-der-usa-ld.1761243?utm_source=pocket-newtab-de-de

Die Ukraine führt einen Überraschungsangriff aus – mit heimlich gelieferten Raketen der USA Erstmals hat die Ukraine Raketen des Typs Atacms gegen die russischen Besatzer eingesetzt. Mehr als ein Jahr lang hatte Kiew um diese Langstreckenwaffen gebettelt – nun wurden sie heimlich geliefert und zur Zerstörung einer Helikopterbasis genutzt.

Andreas Rüesch 17.10.2023, 17.52 Uhr

Die Ukraine hat frustrierende Wochen hinter sich. Zuerst kam die Hiobsbotschaft, dass der amerikanische Kongress vorläufig keine weitere Militärhilfe finanziert. Dann folgte die Terrorattacke der Hamas mit der Konsequenz, dass sich die Aufmerksamkeit der westlichen Verbündeten mit einem Schlag von der Ukraine auf den Nahen Osten verlagerte.

Fast gleichzeitig lancierte Russland überraschend eine Offensive im Donbass und demonstrierte damit, dass es noch immer Reserven für neue Angriffe mobilisieren kann. Die grösste Enttäuschung der Ukrainer besteht jedoch darin, dass ihre eigene Offensive im Süden des Landes seit rund einem Monat festgefahren ist. (...)

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3. NZZ: Die ukrainischen Angriffe auf die Krim zeigen Folgen: Russland zieht den Grossteil der Kriegsflotte aus Sewastopol ab

https://www.nzz.ch/international/ukraine-krieg-russland-zieht-kriegsschiffe-aus-sewastopol-ab-ld.1759483 Die ukrainischen Angriffe auf die Krim zeigen Folgen: Russland zieht den Grossteil der Kriegsflotte aus Sewastopol ab Der Hafen ist für die Besetzer zu gefährlich geworden. Das ist ein Rückschlag für den Kreml, der diesen Stützpunkt stets als Schlüssel für Russlands Macht in der Region betrachtet hatte.

Andreas Rüesch 05.10.2023, 16.56 Uhr

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4. SZ: Krieg in Nahost: Raketen und Kämpfer lauern in der "Metro"

https://www.sueddeutsche.de/politik/gazastreifen-hamas-tunnel-palaestinenser-israel-bodenoffensive-1.6288712?reduced=true Krieg in Nahost: Raketen und Kämpfer lauern in der "Metro" 17. Oktober 2023, 4:11 Uhr

Das riesige Tunnelsystem der Hamas unter dem Gazastreifen funktioniert als Rückzugsraum und Ausgangspunkt für Angriffe.

Es stellt das wohl größte Problem für Israels Armee dar.

Von Alexandra Föderl-Schmid

(...)

In der SZ-Printausgabe vom 18.10.2023 steht dieser Artikel auf Seite 3 unter der

Überschrift: "Sie lauern in der ‚Metro'" (...) „Die israelische Armee glaubt sogar zu wissen, wo sich die Kommandozentrale der Hamas befindet: Unter dem Al-Shifa- Krankenhaus im Zentrum von Gaza-Stadt. Denn die Hamas kalkuliere damit, die israelische Armee werde es nicht wagen, ein Krankenhaus anzugreifen, meinen Militärexperten". (...)

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5. IPPNW: Ärzt*innenorganisation fordert Waffenstillstand und unabhängige Untersuchung

https://www.ippnw.de/startseite/artikel/de/aerztinnenorganisation-fordert-waffe.html

IPPNW-Pressemitteilung vom 18. Oktober 2023 Ärzt*innenorganisation fordert Waffenstillstand und unabhängige Untersuchung

Angriff auf Krankenhaus in Gaza-Stadt Mindestens 500 Menschen sind bei dem Angriff auf das christliche Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt laut palästinensischen Quellen ums Leben gekommen oder verletzt worden.

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW fordert die Bundesregierung auf, sich für einen sofortigen Waffenstillstand einzusetzen und für eine unabhängige Untersuchung des Raketenangriffs auf die zivile Infrastruktur, der gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt.

Die Feuerpause solle auch genutzt werden, um über die Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen zu verhandeln. Die IPPNW fordert zudem die sofortige Öffnung des Grenzübergangs in Rafah, um Medikamente, Lebensmittel, Wasser und humanitäre Hilfe nach Gaza zu bringen und die katastrophale humanitäre Situation vor Ort zu lindern.

„Wir sind schockiert und zutiefst betrübt über die Bombardierung des Krankenhauses, den Tod zahlreicher unschuldiger Zivilist*innen, Mediziner*innen und Rettungskräfte.

Wir unterstützen die Forderung des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Volker Türk, die Verantwortlichen dieses Angriffs zur Rechenschaft zu ziehen.

Wir appellieren an die Bundesregierung, gegenüber den Konfliktparteien die Einhaltung des humanitären Völkerrechts einzufordern. Das Leben der Zivilbevölkerung im Gazastreifen und der israelischen Geiseln muss oberste Priorität haben.

Es gibt keine Rechtfertigung für den Angriff auf Zivilist*innen", erklärt die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen.

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6. SZ: Warten auf den großen Knall

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/westjordanland-gaza-palaestinenser-ramallah-nahostkonflikt-e644452/?reduced=true

Warten auf den großen Knall

Wer durch das palästinensische Westjordanland reist, begegnet Menschen in Wut, in Trauer und in großer Angst – vor dem israelischen Militär und davor, dass sich die Spannungen in einer Gewaltexplosion entladen könnten.

Von Peter Münch, Ramallah/Qusra

17. Oktober 2023

(...)

In der SZ- Print-Ausgabe vom 18.10.2023 steht dieser Artikel auf Seite 2 unter der gleichen Überschrift „Warten auf den großen Knall":

(...) Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober sind bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee im Westjordanland schon mehr als 50 Palästinenser getötet und mehr als 1100 verletzt worden. Die erste Kriegswoche ist auch dort die blutigste Woche seit zwei Jahrzehnten gewesen - und das in einem Jahr, das zuvor schon als das gewalttätigste Jahr seit der Zweiten Intifada der Jahre 2000 bis 2005 gegolten hat. (...)

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7. SZ: Natalie Amiri über Israel: Die Hamas ist nicht allein

Vorbemerkung von C. Ronnefeldt:

Der nachfolgende Beitrag von Natalie Amiri beschreibt in detaillierter Offenheit die vermeintlich positiven Folgen eines Regimesturzes in Iran.

Dass die Vision eines Regime-Wechsels "zum Guten" das Nachbarland Irak 2003 und die gesamte Region in ein bis heute nachwirkendes Chaos gestürzt hat, erwähnt die Autorin nicht.

https://www.sueddeutsche.de/kultur/nahost-konflikt-hamas-islamische-republik-iran-einfluss-israel-natalie-amiri-1.6289167?reduced=true Natalie Amiri über Israel: Die Hamas ist nicht allein 17. Oktober 2023, 16:49 Uhr

Der Terror gegen Israel ist international organisiert, unter der Leitung der Islamischen Republik Iran.

Ihr Ziel geht uns alle an.

Gastbeitrag von Natalie Amiri (...)

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In der Printausgabe der SZ vom 18.10.2023 schreibt Natalie Amiri unter der gleichen Überschrift "Die Hamas ist nicht allein" auf S. 9:

Ein Sprecher der Hamas in Teheran hat gerade in der ARD Folgendes verkündet.: Die islamische Republik und die Hamas hätten ihre Partnerschaft vertieft, Iran habe seine Unterstützung ausgeweitet.

Ein Sprecher der Hamas in Teheran kündet: Die Islamische Republik und die Hamas hätten ihre Partnerschaft vertieft, Iran habe seine Unterstützung ausgeweitet. Er erzählte von Kampfschwimmern, die samt Ausrüstung kilometerweit schwimmen können, von ausgebauten Tunneln und weiterentwickelten Kommunikationssystemen.

In solchen Momenten muss ich an die Nachricht einer Frau denken, die mich während der Proteste in Iran über Instagram erreicht hat. Was wäre, schrieb die iranische Frau, wenn es die Islamische Republik nicht mehr gäbe? Was, wenn wir es schaffen, das Regime zu stürzen? Die Antworten auf ihre Fragen zielen mitten ins Heute.

Dann würden wir in einem Land leben, das befreundet wäre mit Israel.

Dann bräuchte Israel weniger Waffen und Saudi-Arabien auch. Es gäbe keinen Krieg im Jemen. Irak könnte seine Politik bestimmen.

Die Hisbollah und die Hamas hätten keinen Finanzierer mehr. Russland würde keine Drohnen und Mittelstreckenraketen mehr geliefert bekommen, die sie im Krieg gegen die Ukraine einsetzen.

Putin hätte keinen mächtigen Verbündeten mehr in der Region. Assad hätte einen Unterstützer weniger. Die Gefängnisse, in denen politische Gefangenen sitzen, wären leer. Man müsste sich nicht mehr fürchten vor einer Atombombe in den Händen der Mullas.

Es gäbe einen neuen Markt, der offen wäre für einen enormen Nachholbedarf an Investitionen. Allein für Deutschland 20 Milliarden Investitionen - pro Jahr.

Und vielleicht wäre eine Frau Präsidentin, die als ersten Amtstakt nach Yad Vashem ginge. Gute Vorstellung. Die bittere Wahrheit ist: Statt das Problem in Iran anzugehen, hilft der Westen dem Brandstifter noch, Holz zu holen". (...)

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8. Gero von Randow und Ulrich Ladurner: Die iranische Bombe. Hintergründe einer globalen Gefahr

In ihrem Buch „Die iranische Bombe. Hintergründe einer globalen Gefahr", Hamburg 2006, schreiben die beiden damaligen Journalisten der Wochenzeitung „Die Zeit", Gero von Randow und Ulrich Ladurner:

„Der Iran trägt immerzu Trauerflor. Man muss nicht lange suchen, um Gründe dafür zu finden. Ob in dem Kult um Ali und Hussein, den ermordeten Propheten der Schiiten, ob in dem Krieg gegen den Aggressor Irak, ob im Putsch der CIA gegen den Ministerpräsidenten Mossadegh, ob in den Friedhöfen vor den Toren Teherans, ob in den Machinationen (lat.: tückische Anschläge, Umtriebe, Ränke, Anm.: C.R.) der Kolonialmächte, ob in der gegenwärtigen Auseinandersetzung um die Atomenergie, ob in der dauernden Gegnerschaft zu den USA.

Wohin auch immer man schaut, überall finden Iraner Beweise für das Unglück, das durch fremde Hand herbeigeführt wird. Der Iran ist übersät mit Hunderttausenden Opfern eines fortgesetzten Verrats, der nicht enden will und nie enden wird, denn er ist eine existenzbegründende Begleiterscheinung des Iran. Es gibt dieses Land, solange es Verrat gibt, ohne ihn scheint es nicht existieren zu können.

Oder wie sonst könnte man den tief verankerten Glauben der Iraner erklären, dass draußen vor den Grenzen immer jemand am Werk ist, um ihrem Land zu schaden, dass immer jemand das Land hindert, zur Entfaltung zu kommen? Überall lauern böse Geister, Imperialisten, Kolonialisten, Ausbeuter.

Der Iran ist Opfer, war Opfer und wird es immer sein. Nie wird er verstanden sein, nie wird er akzeptiert werden. Darf man so die Gefühlslage einer Nation zusammenfassen? Darf man auf diese Weise vereinfachen? Man darf. Denn um Politik zu machen, müssen Einsichten verdichtet werden" ( S. 70f).

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9. Buchladen / F.A.Z.:7. SZ: Natalie Amiri über Israel: Die Hamas ist nicht allein Interview mit Lizzie Doron - Die Gewalt muss enden

https://www.buchladen46.de/interview-mit-lizzie-doron/

Interview mit Lizzie Doron

Die Gewalt muss enden

Nichts ist mehr wie zuvor: Die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron spricht über das Grauen dieser Tage – und darüber, was sie sich von Deutschland wünscht

Frau Doron, Sie leben in Tel Aviv. Wo erreichen wir Sie gerade?

Jetzt bin ich in meinem Haus. Das hat einen Schutzraum, in den wir uns zurückziehen, wenn der Alarm losgeht. Im Moment schweigen die Sirenen, aber das kann sich jederzeit wieder ändern.

Geht in Tel Aviv noch irgendetwas seinen gewohnten Gang?

Nein, überhaupt nicht – und das bricht mir das Herz. Wir sind eingeschlossen, wir haben Angst, wir sind nicht mehr sicher. Freunde kamen am Morgen, und wir haben gemeinsam geweint.

Ich habe Israel in so vielen Aspekten kritisiert, aber ich war mir immer sicher, dass es trotz allem eine sichere Heimat für uns Juden sein kann. Anlässlich dessen, was in den letzten Tagen passiert ist, fürchte ich, dass ich mich geirrt habe. Ich denke an die Diaspora. Ich verliere die Hoffnung, dass Israel meine Heimat sein kann. Wir verlieren unser Land.

(...)

Was erhoffen Sie sich von Deutschland?

Ich wünsche mir, dass wir unterstützt werden. Nicht das Land, sondern die Menschen, die ihr Zuhause verlieren und aus ihrer Heimat flüchten müssen. Auf längere Sicht wünsche ich mir, dass die Menschen erkennen, dass unsere derzeitige Regierung keine legitime ist. Ich will, dass die Deutschen ihre Stimme erheben. Nicht gegen Israel als Staat, sondern gegen die Politiker hier: gegen Netanjahu, Smotrich und Ben-Gvir. Ich unterstütze mein Land, aber bin gegen meine Regierung.

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Das Interview erschien am 10.10.2023 in der F.A.Z.:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/krieg-in-israel-warum-netanjahu-das-land-fehlgeleitet-hat-19233453.html

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10. Avraham Burg: Hitler besiegen. Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss

In der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung, 14./15.10.2023 schrieb Sonja Zekri auf der Meinungsseite (Seite 4) unter der Überschrift „Naher Osten - So verheerend":

(...) Israels Ex-Premier Naftali Bennett verwahrte sich auf Sky News ungehalten gegen die Frage nach palästinensischen Opfern, Israel kämpfe gegen „Nazis". Die Likud-Abgeordnete Revital Gotliv redete in sozialen Netzwerken dem Einsatz von Atomwaffen in Gaza das Wort. (...)

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In seinem Buch „Hitler besiegen. Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss", Frankfurt, 2009, schreibt der ehemalige Berater von Shimon Peres, Vorsitzende der Jewish Agency und Sprecher der Knesset, Avraham Burg, Sohn des früheren israelischen Innenministers Josef Burg, über den ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin:

„Sein damaliger Kabinettssekretär Arye Naor erklärte, Begin habe sein Kabinett mit folgenden Worten überzeugt, den Libanonkrieg anzufangen:

`Sie wissen, was ich selbst und was wir alle unternommen haben, um einen Krieg und Verluste an Leben zu verhindern. Doch in Israel ist dies nun einmal unser Schicksal. Es gibt keine andere Möglichkeit, als selbstlos zu kämpfen. Glauben Sie mir, die Alternative ist Treblinka, und wir haben uns entschieden, dass es kein Treblinka mehr geben wird.´

Zwei Wochen nach Beginn dieses unnötigen Krieges erwiderte der Schriftsteller Amoz Oz darauf in der Zeitschrift Yediot Aharonot:

`Hitler ist schon tot, Herr Ministerpräsident ... Immer wieder, Herr Begin, legen Sie vor den Augen der Öffentlichkeit ein merkwürdiges Bedürfnis an den Tag, Hitler wiederzuerwecken, um ihn dann in der Gestalt von Terroristen täglich neu zu töten ... Dieses Bedürfnis, Hitler wiederzubeleben und ihn dann auszulöschen, ist das Ergebnis einer Melancholie, der von Dichtern Ausdruck verliehen werden kann.

Unter Staatsmännern aber ist sie ein Risiko, das leicht zu einer tödlichen Gefahr werden kann´" (S. 72)

(...)

„Wenn wir aufwachen, wird die Geschichte wieder weitergehen. Das Leben wird zum Leben zurückkehren, und es wird klar werden, dass es unmöglich ist, sich für immer in den Gräben zu verschanzen, die sich zwischen den Friedhöfen erstrecken. Jemand wird erklären: `Das war´s. Es ist vorbei´.

Ein anderer wird erklären: `Wir können Hitler besiegen´. Weil es möglich ist, müssen wir es tun. Wir müssen das Tal der Tränen, die Schatten des Todes hinter uns lassen und den Berg der Hoffnung und des Optimismus erklimmen. Wir werden uns erinnern, aber heil sein. Narben haben, aber ganz und ausgeglichen sein" (S. 264).

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Anmerkung von C. Ronnefeldt:

Es wird sehr viel diplomatisches Können notwendig sein in den nächsten Wochen und Monaten, die neuen Traumata der israelischen Gesellschaft und die Wahrnehmungen der iranischen Gesellschaft sowie die Sicherheitsbedürfnisse beider Staaten so auszutarieren, dass es nicht zu einem größeren regionalen Krieg kommt.

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11. Stellungnahme des geschäftsführenden Vorstandes des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes zur aktuellen Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt

Pressemitteilung

18.10.2023

Stellungnahme des geschäftsführenden Vorstandes des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes zur aktuellen Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt

Der geschäftsführende Vorstand des deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes hat sich auf seiner heutigen Sitzung mit der aktuellen Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt befasst.

Der Versöhnungsbund ist entsetzt über das von der Hamas ausgeführte Massaker vom 7. Oktober 2023 und die Verschleppung von israelischen Geiseln. Nichts kann diesen Terror und dieses unfassbare Leid rechtfertigen. Der Versöhnungsbund ruft die Hamas-Verantwortlichen auf, alle Raketenangriffe auf Israel umgehend einzustellen und alle Geiseln freizulassen.

Der Versöhnungsbund ist entsetzt über die massiven Angriffe der israelischen Regierung im Gazastreifen, die unterschiedslos töten und zu unfassbarem Leid geführt haben und ruft die israelische Regierung auf, diese Bombardierungen umgehend einzustellen.

Nach der Bombardierung eines Krankenhauses sowie einer UN-Schule im Gazastreifen sind internationale Untersuchungen einzuleiten bezüglich der Verantwortlichkeiten.

Die deutsche Bundesregierung, die in der Vergangenheit bereits zwischen Hamas und Israel vermittelt hat, fordert unser Verband auf, alle ihre Kanäle zu nutzen, um die Freilassung der israelischen Geiseln zu erwirken und eine Ausweitung der Eskalation zu verhindern.

Der Versöhnungsbund ruft die Verantwortlichen im Libanon auf, den Beschuss Israels einzustellen, ebenso die israelische Regierung, keine Militäraktionen auf libanesischem Gebiet durchzuführen.

Der Versöhnungsbund fordert die iranische Regierung auf, jegliche weitere finanzielle und militärische Unterstützung für Hamas und Hizbollah einzustellen.

Von der US-Regierung fordert der Versöhnungsbund, eine Ausweitung der Gewalt zu verhindern und unverzüglich Schritte zur Deeskalation durch diplomatische Maßnahmen einzuleiten.

Um einen Flächenbrand in der Region zu vermeiden, fordert der Versöhnungsbund den UN-Generalsekretär auf, durch geeignete Deeskalations-Maßnahmen unverzüglich ein Ende der Gewalt in der Region anzustreben.

Der Nahost-Konflikt braucht endlich eine dauerhafte Lösung, welche das Lebensrecht aller zwischen Mittelmeer und Jordan lebenden Menschen achtet.

Seit 1914 ist der Internationale Versöhnungsbund aktiv gegen Unrecht und Krieg und für Gerechtigkeit und Frieden. Darum unterstützen wir seit vielen Jahrzehnten Menschen in Israel und Palästina, die sich gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die gleiche Würde aller Menschen einsetzen.

Wir stehen weiterhin an der Seite derer, die trotz ihrer Trauer und Verzweiflung auch jetzt die Hoffnung auf eine Zukunft in gegenseitigem Respekt, Gerechtigkeit und Frieden nicht aufgegeben haben. Frieden im Nahostkonflikt wird die Frucht der Gerechtigkeit sein.

Minden, den 18.10.2023

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12. Zivilcourage: C. Ronnefeldt: Der Gaza-Krieg: Hintergründe jenseits von Kassam-Raketen (2009)

Die Redaktion der Zeitschrift „Zivilcourage", hg. von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V., hatte mich Anfang des Jahres 2009 gebeten, einen längeren Artikel zu Hintergründen des Gaza-Israel-Krieges 2008/2009 zu schreiben.

Hier das damalige Ergebnis aus dem Jahre 2009:

https://versoehnungsbund.de/sites/default/files/2020-06/cr-gazakrieg.pdf

Als gekürzte Fassung auch unter:

https://www.friedenskooperative.de/friedensforum/artikel/hintergruende-des-gazakrieges