Nahostkrieg spitzt sich zu

Gespeichert von Helmut Brinkma… am

Liebe Friedensinteressierte,

beiliegend einige Beiträge zum Nahost-Krieg; heute auch zu dessen internationalen Auswirkungen - sowie zur Frage einer grundsätzlichen Lösung.

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1. ZDF: Verteidigungsminister im ZDF: Pistorius sieht Gefahr eines Kriegs in Europa 

2. Die Welt: Pistorius: Müssen uns auf Kriegsgefahr in Europa einstellen 

3. German.China: Israelisch-palästinensischer Konflikt - Chinas entsandte Kriegsschiffe haben nichts mit Konflikt zu tun 

4. Handelsblatt: China prescht im Schatten des Nahostkriegs im Südchinesischen Meer vor 

5. NZZ: Mit Kurs auf China: Warum europäische Länder wie Deutschland im fernen Asien mit ihren Kriegsschiffen aufkreuzen 

6. Christopher Clark. Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. 

7. Der Standart: "Rote Linien" Iran droht Israel wegen Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen 

8. SZ: Interview mit Ehud Barak: "Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein" 

9. taz: Geschichte der Hamas: Herrschaft mit Geheimstrukturen 

10. FAZ: Biden fordert von Siedlern, Gewalt gegen Palästinenser zu beenden 

11. Eurotopics: Was bedeutet die EU-Einigung zu Nahost? 

12. Die Zeit: Krieg in Nahost: Viele Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager 

13. Infosperber: Yuval Noah Harari «Minderjährige und Frauen aus dem Gazastreifen nach Israel evakuieren» 

14. Pax Christi: Appell zur Menschlichkeit

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1. ZDF: Verteidigungsminister im ZDF: Pistorius sieht Gefahr eines Kriegs in Europa

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/pistorius-zeitenwende-ukraine-israel-100.html

Verteidigungsminister im ZDF: Pistorius sieht Gefahr eines Kriegs in Europa

von Dominik Rzepka

Datum: 29.10.2023 20:37 Uhr

Verteidigungsminister Pistorius fordert angesichts Krisen wie in Nahost eine neue Mentalität in der Gesellschaft.

"Wir müssen kriegstüchtig werden", sagt er im ZDF. (...)

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https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/Politik__Inland_/article248281650/Pistorius-Muessen-uns-auf-Kriegsgefahr-in-Europa-einstellen.html

Pistorius: Müssen uns auf Kriegsgefahr in Europa einstellen 30.10.2023. Stand: 13:56 Uhr

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat erneut vor einer Kriegsgefahr in Europa gewarnt. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine stelle das Land vor eine neue Realität, von der es sich 30 Jahre lang entwöhnt habe, sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk.

«Nämlich, dass es eine Kriegsgefahr in Europa gibt durch einen Aggressor. Darauf sind wir mental nicht eingestellt», sagte er.

Deutschland müsse sich auf eine solche Gefahr einstellen, um abwehrbereit zu sein. «Wir müssen in der Lage sein, Krieg, einen Abwehrkrieg, einen Verteidigungskrieg führen zu können, damit wir es am Ende nicht müssen», sagte Pistorius. (...)

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3. German.China: Israelisch-palästinensischer Konflikt - Chinas entsandte Kriegsschiffe haben nichts mit Konflikt zu tun

http://german.china.org.cn/txt/2023-10/24/content_116770306.htm

Israelisch-palästinensischer Konflikt - Chinas entsandte Kriegsschiffe haben nichts mit Konflikt zu tun

24.10.2023

Nachdem einige westliche Medien versucht haben, Chinas in den Nahen Osten entsandte Kriegsschiffe direkt in einen Zusammenhang mit dem aktuellen israelisch-palästinensischen Konflikt zu stellen, stellte die Botschaft in den USA klar, dass es sich lediglich um eine routinierte Eskort-Mission handele. Die große Präsenz des US-Militärs in der Region wurde in den Medienberichten zudem nicht erwähnt.

Der Sprecher der chinesischen Botschaft in den USA, Liu Pengyu, rief am Sonntag in einer Erklärung gegenüber der Zeitung Sputnik dazu auf, den unbegründeten Hype um die Entsendung chinesischer Kriegsschiffe in den Nahen Osten inmitten des israelisch-palästinensischen Konflikts zu beenden.

Lius Kommentar kam, nachdem einige westliche Medien in der vergangenen Woche die Entsendung von sechs Kriegsschiffen durch China in den Nahen Osten hochgespielt und sogar behauptet hatten, die Entsendung stehe im direkten Zusammenhang mit dem laufenden Krieg zwischen Israel und der Hamas.

(...)

—— 4. Handelsblatt: China prescht im Schatten des Nahostkriegs im Südchinesischen Meer vor

https://www.handelsblatt.com/politik/international/geopolitik-china-prescht-im-schatten-des-nahostkriegs-im-suedchinesischen-meer-vor/29463056.html Geopolitik China prescht im Schatten des Nahostkriegs im Südchinesischen Meer vor

China geht im Streit um das Südchinesische Meer auf Kollisionskurs. Peking testet laut Beobachtern, ob die USA neben der Hilfe für die Ukraine und Israel noch Kraft für einen dritten Konflikt haben.

Mathias Peer, Martin Kölling

24.10.2023 - 15:53 Uhr

Bangkok, Tokio. Während die Welt auf die Krise im Nahen Osten blickt, spitzt sich in Ostasien ein anderer gefährlicher Konflikt weiter zu: Im Südchinesischen Meer geht China auf Konfrontationskurs mit den Philippinen – und testet damit die Entschlossenheit der USA, neben Israel und der Ukraine auch noch einem dritten Partnerland militärisch zur Seite zu stehen.

Die bisher höchste Eskalationsstufe in der seit Jahren schwelenden Auseinandersetzung ereignete sich am vergangenen Wochenende: Chinesische Schiffe kollidierten in einem umstrittenen Teil des Südchinesischen Meeres mit einem Schiff der philippinischen Küstenwache und einem militärischen Versorgungsboot des Landes.

Die Regierung in Manila wirft China vor, die philippinischen Schiffe bewusst gerammt zu haben. Verteidigungsminister Gilberto Teodoro sprach von einem „absichtlichen Angriff" unter „eklatantem Verstoß gegen das Völkerrecht". (...)

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5. NZZ: Mit Kurs auf China: Warum europäische Länder wie Deutschland im fernen Asien mit ihren Kriegsschiffen aufkreuzen

https://www.nzz.ch/international/deutschland-europa-und-der-indo-pazifik-ld.1602230

Mit Kurs auf China: Warum europäische Länder wie Deutschland im fernen Asien mit ihren Kriegsschiffen aufkreuzen

Der indopazifische Raum ist weit weg von Europa. Dennoch haben

Frankreich, die Niederlande und Deutschland eine Strategie für die

Region definiert. Und sie entsenden Kriegsschiffe. Das birgt Risiken.

Christoph Prantner, Berlin, Patrick Zoll

05.03.2021, 12.25 Uhr

(...) Dass Deutschland in Sachen China neue Töne anschlägt, zeigte die deutsche Regierung im Herbst vergangenen Jahres mit ihren «Leitlinien zum Indopazifik». In dem siebzig Seiten starken Papier erweitert Berlin seinen üblicherweise stark auf China fokussierten Blick auf Indien und den gesamten Raum des Indischen und des Pazifischen Ozeans.

Denn, so die Begründung, «hier konkurrieren strategische Projektionen und verflechten sich globale Wertschöpfungsketten».

Deutschland will in der Region unter anderem offene Seewege, offene Märkte und den Freihandel erhalten. Denn der Anteil der Länder im Fernen Osten sowie Australiens und Neuseelands am deutschen Handelsvolumen wächst stark und betrug 2019 insgesamt mehr als 420 Milliarden Euro. Allein das Handelsvolumen mit China machte 206 Milliarden Euro aus. (...)

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6. Christopher Clark. Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. 11. Auflage, München 2013

Einleitung:

(...)

Fragen nach der Schuld und Verantwortung für den Kriegsausbruch flossen schon vor Beginn des Krieges in diese Geschichte ein.

Der gesamte Quellenbestand steckt voller Schuldzuschreibungen (denn es ist eine Eigenart dieser Krise, dass alle Handelnden dem Gegner aggressive Absichten unterstellten und sich selbst defensive Intentionen bescheinigten), (...) S. 18.

(...)

Schluss

(...)

Der letzte Teil dieses Buches wurde auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in der Eurozone 2011/12 geschrieben - einem aktuellen Ereignis von atemberaubender Komplexität. Bemerkenswerterweise waren sich die Akteure in der Eurokrise, genau wie jene von 1914, der Tatsache bewusst, dass ein Ausgang im Bereich des Möglichen lag, der katastrophale Folgen haben würde (das Scheitern des Euro).

Alle wichtigen Protagonisten hofften, dass es nicht so weit kommen würde, aber neben diesem gemeinsamen Interesse hatten sie auch besondere - und widersprüchliche - eigene Interessen.

In Anbetracht der Wechselwirkungen im ganzen System hingen die Konsequenzen jeder Maßnahme von den Reaktionen anderer ab, die wegen des undurchsichtigen Entscheidungsprozesses kaum im Voraus berechnet werden konnten. Und die ganze Zeit über nutzten die politischen Akteure während der Burokrise die Möglichkeit einer allgemeinen Katastrophe aus, um sich bestimmte Vorteile zu verschatten. So gesehen sind die Akteure von 1914 unsere Zeitgenossen. (S. 709)

(...)

Die Krise, die im Jahr 1914 zum Krieg führte, war die Frucht einer gemeinsamen politischen Kultur. Aber sie war darüber hinaus multipolar und wahrhaft interaktiv - genau das macht sie zu dem komplexesten Freignis der Moderne, und eben deshalb gehe die Diskussion um den Ursprung des Ersten Weltkriegs welter, selbst ein Jahrhundert nach den tödlichen Schüssen Gavrilo Princips an der Franz-Joseph-Straße.

Eines liegt auf der Hand: Kein einziges der Anliegen, für die die Politiker von 1914 stritten, war die darauffolgende Katastrophe wert. Waren sich die Protagonisten überhaupt darüber im Klaren, um wie viel es tatsächlich ging? (S. 717)

In den Köpfen vieler Staatsmänner hoben sich anscheinend die Hoffnung auf einen kurzen Krieg und die Angst vor einem langen gegenseitig auf und rückten so eine umfassendere Einschätzung der Risiken in weite Ferne. (S. 718)

(...)

So gesehen waren die Protagonisten von 1914 Schlafwandler - wachsam, aber blind, von Albträumen geplagt, aber unfähig, die Realität der Gräuel zu erkennen, die sie in Kürze in die Welt setzen sollten. (S. 718).

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7. Der Standart: "Rote Linien" Iran droht Israel wegen Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen

https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/3000000193087/iran-droht-israel-wegen-ausweitung-des-bodeneinsatzes-im-gazastreifen

"Rote Linien" Iran droht Israel wegen Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen Israel hat seine Bodenoperationen im Gazastreifen ausgeweitet – auf welches Maß, war auch Tage nach Beginn der Operation unklar. Die Lage im Gebiet ist katastrophal

Manuel Escher 29. Oktober 2023, 17:35

(...)

Die Armee wies besonders darauf hin, dass sich Tunnelanlagen auch unter dem Spital al-Shifa befänden – dem größten Krankenhaus in Gaza, das aktuell auf Hochtouren arbeitet. Dass es unter dem Bauwerk tatsächlich auch Eingänge zu Hamas-Bunkern geben soll, gilt seit Jahren als wahrscheinlich. Israels offensiver Hinweis darauf machte dennoch vielen Hilfsorganisationen weitere Sorgen.

Vorräte – nur für Kämpfer

Die New York Times wiederum meldete am Wochenende unter Berufung auf israelische Quellen, die Hamas habe Vorräte für mehrere Monate in ihren Katakomben gebunkert – darunter Nahrung, aber auch Treibstoff. Die vier zuletzt freigelassenen Geiseln hätten hier Israels Geheimdiensten neue Hinweise geliefert. (...)

Insgesamt meldeten die Behörden in Gaza 8005 Tote. Zivilisten und Kämpfer werden in der Statistik nicht getrennt, das Ministerium teilte aber mit, dass 70 Prozent Frauen, Kinder und Ältere seien. Die Zahlen, die für Gaza auf Angaben der Hamas-geführten Behörden basieren, lassen sich nicht unabhängig prüfen. Bei früheren Kriegen haben sie aber eine hohe Übereinstimmung mit nachträglich geführten Uno-Statistiken aufgewiesen. (...)

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8. SZ: Interview mit Ehud Barak: "Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein"

https://www.sueddeutsche.de/politik/gaza-krieg-ehud-barak-interview-israel-palaestina-staat-1.6295633?reduced=true

Interview mit Ehud Barak: "Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein" 29. Oktober 2023, 16:43 Uhr

Ehud Barak war Armeechef und Premier in Israel. Er warnt vor einem Mehrfrontenkrieg und empfiehlt einen Marshallplan und eine arabische Friedenstruppe für Gaza.

Interview von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

(...)

In der Printausgabe der SZ vom 30.10.2023, Seite 2, steht dieses Interview unter dem Titel:

"Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein":

(...) Vor jedem Krieg gibt es Warnungen. Wir tun unser Bestes.

Ist das genug, um zivile Opfer zu vermeiden? Es gibt bereits 7000 Tote.

Die Kommandozentrale der Hamas ist unter einem Krankenhaus in Gaza. Die Hamas nutzt den Strom dort. Sie ist verantwortlich für die Opfer auf beiden Seiten.

(...)

Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinllichkeit ein, dass es zu einem Krieg an einer weiteren Front kommt?

Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50 Prozent, dass es sich zu einem solchen Krieg auswächst. Das gegenwärtige Niveau der Auseinandersetzungen im Norden kann an einem gewissen Punkt eine Kaskade auslösen und binnen weniger Tage zu einem echten Krieg werden. Darauf muss sich Israel vorbereiten.

Das kommt zu den anderen Schwierigkeiten rund um Gaza dazu. Das macht alles noch komplizierter. Aber auch wenn all das eintreten würde, es noch mehr Blutvergießen und Tränen gäbe, auch dann bin ich überzeugt davon, dass es keine existenzielle Bedrohung für Israel ist. Wir werden das durchhalten und siegen.

(...)

Sehen Sie in Israel die Bereitschaft, über Eine solche Lösung für den Gazastreifen und schlussendlich über eine Zweistaatenlösung zu verhandeln?

Die ist eingeschränkt. Die jetzt amtierende Regierung ist darauf ausgerichtet, eine mögliche Zweistaatenlösung zu blockieren. Es gibt rechte, messianische, teilweise rassistische Parteien mit Vertretern, deren Vision und Hingabe es ist, um jeden Preis eine Zweistaatenlösung zu verhindern.

Deshalb glaube ich, wir brauchen eine Regierung der nationalen Einheit ohne diese rassistischen Personen. In einem anderen Land würde ein Politiker in der Position von Netanjahu zurücktreten. Es wird sich zeigen, ob der Vertrauensverlust dazu führt.

(...)

Ich glaube, die Zweistaatenlösung ist die die richtige Vision. Und zwar wegen Israel. Wegen unserer Sicherheitslage (...)

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9. taz: Geschichte der Hamas: Herrschaft mit Geheimstrukturen

https://taz.de/Geschichte-der-Hamas/!5965057/

21. 10. 2023, 16:27 Uhr Geschichte der Hamas: Herrschaft mit Geheimstrukturen Wie die Terrororganisation 1987 gegründet wurde, sich vor wenigen Jahren ein überraschendes neues Programm gab und es nun zum Angriff auf Israel kam.

(...)

Ein neues politisches Programm

Den Grenzverkehr zu Ägypten wie auch den Tunnelschmuggel, von dem die Hamas profitierte, ließ al-Sisi stark einschränken – als Druckmittel gegen die Hamas, die er so zwingen wollte, sich von den Muslimbrüdern und auch von ihren eigenen militanten Positionen gegenüber Israel zu distanzieren.

Das tat die Hamas auch, als sie im Mai 2017 ihr „Dokument" veröffentlichte, das mit seinen 42 Artikeln durchaus den Charakter eines Grundsatzpapiers besaß. Es ist das erste seiner Art seit der Hamas-Charta von 1988, die seit Beginn des neuen Jahrtausends in der medialen Selbstdarstellung der Islamistenorganisation kaum noch eine Rolle spielte. Auch wenn das neue Dokument diese nicht offiziell annulliert, wird die Version von 1988 darin doch in einigen wichtigen Punkten revidiert. (...)

Joseph Croitoru ist Autor von „Hamas. Auf dem Weg zum ­palästinensischen Gottesstaat" (dtv) und „Al-Aqsa oder Tempelberg. Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten" (C.H. Beck).

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10. FAZ: Biden fordert von Siedlern, Gewalt gegen Palästinenser zu beenden

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/biden-kritisiert-gewalttaetige-uebergriffe-von-israelis-im-westjordanland-19270725.html?premium=0x6450f09876e0bb7f2f6483926175dd7aa7093032a2fd7cb85c2163d8aea44b11

Biden fordert von Siedlern, Gewalt gegen Palästinenser zu beenden Von Christian Meier, Tel Aviv

Aktualisiert am 26.10.2023

Der amerikanische Präsident Joe Biden hat die gewalttätigen Übergriffe von Israelis im Westjordanland scharf kritisiert. Die „extremistischen Siedler" würden durch ihre Angriffe auf Palästinenser „Öl ins Feuer gießen", sagte er in einer Pressekonferenz mit dem australischen Premierminister in Washington am Mittwochabend.

„Das muss aufhören, jetzt", sagte Biden. Die Siedler müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Offenbar mehr als 100 Attacken von Siedlern

Die Äußerungen werfen ein Licht darauf, dass im Schatten des Gazakriegs auch die Situation im Westjordanlandeskaliert. Palästinenser und Menschenrechtsschützer beklagen, dass radikale Siedler seit den Massakern der Hamas an Zivilisten verstärkt Gewalt anwenden. Mindestens fünf Palästinenser sind ihren Angaben zufolge seit dem 7. Oktober von Siedlern getötet worden, mehrere weitere verwundet. (...)

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11. Eurotopics: Was bedeutet die EU-Einigung zu Nahost?

https://www.eurotopics.net/de/309727/was-bedeutet-die-eu-einigung-zu-nahost?pk_campaign=et2023-10-31-de&pk_kwd=309892

27. Oktober 2023 Was bedeutet die EU-Einigung zu Nahost?

Die EU-Staaten rufen zu "humanitären Korridoren und Pausen" im Gazastreifen auf. Nach langem Ringen konnten sich die 27 Mitglieder auf diese gemeinsame Erklärung einigen. Die EU wolle mit den Partnern in der Region zusammenarbeiten, um Zivilisten zu schützen und ihnen Zugang zu Versorgung zu ermöglichen. In dieser Erklärung spiegeln sich einige Schwächen der EU wider, finden Kommentatoren.

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12. Die Zeit: Krieg in Nahost: Viele Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager

https://www.zeit.de/news/2023-11/01/dutzende-tote-bei-israelischem-grossangriff

Krieg in Nahost: Viele Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager

Aktualisiert am 1. November 2023, 14:58 Uhr

(...)

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «zutiefst beunruhigt» über die Verschärfung des Konflikts. Dazu gehörten die Ausweitung der Bodenoperationen der israelischen Streitkräfte genauso wie intensivierte Luftangriffe und der anhaltende Raketenbeschuss aus Gaza auf Israel, teilten die Vereinten Nationen in New York mit.

Guterres forderte erneut einen humanitären Waffenstillstand und ungehinderten Zugang von Hilfskräften in den Gazastreifen. (...)

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13. Infosperber: Yuval Noah Harari «Minderjährige und Frauen aus dem Gazastreifen nach Israel evakuieren»

https://www.infosperber.ch/politik/welt/netanyahu-hat-die-hamas-fuer-seine-strategie-missbraucht/

«Minderjährige und Frauen aus dem Gazastreifen nach Israel evakuieren»

Etwa drei Viertel der Bevölkerung im jetzt bombardierten Gazastreifen sind Kinder, Jugendliche und Frauen. Einen Vorschlag, um möglichst viele dieser Zivilpersonen vor Tod, Verletzungen, Hunger und Dehydrierung zu verschonen, machte Yuval Noah Harari am 28. Oktober in Tamedia-Zeitungen. (...)

Zur Deeskalation macht Harari zwei konkrete Vorschläge (wörtlich zitiert):

1. Die Hamas lässt alle Frauen, Kinder und Babys frei, die sie als Geiseln hält. Gleichzeitig lässt Israel im Gegenzug mehrere Dutzend palästinensische Frauen und Jugendliche frei, die es als Gefangene in seinen Gefängnissen hält. Wäre das Gerechtigkeit? Nein. Gerechtigkeit verlangt, dass die Hamas sofort und bedingungslos alle Geiseln freilässt, die sie in ihre Gewalt gebracht hat. Aber diese Initiative könnte dennoch ein Schritt zur Deeskalation sein.

2. Der palästinensischen Zivilbevölkerung wird ermöglicht, den Gazastreifen zu verlassen und sich in anderen Ländern in Sicherheit zu bringen. Ägypten, das eine gemeinsame Grenze mit dem Gazastreifen hat, sollte hier die Führung übernehmen. Sollte Ägypten jedoch keine Hilfe leisten, könnte Israel den vertriebenen Zivilisten aus dem Gazastreifen Unterschlupf gewähren – auf israelischem Boden.

Wenn kein anderes Land bereit ist, palästinensische Zivilisten aufzunehmen und zu schützen, könnte Israel das IKRK und andere internationale humanitäre Organisationen einladen, auf der israelischen Seite der Grenze vorübergehend Zufluchtsorte für vertriebene Zivilisten aus dem Gazastreifen einzurichten.

Diese Zufluchtsorte könnten Frauen, Kindern und aus dem Gazastreifen evakuierten Krankenhausbewohnern Schutz bieten, solange die Kämpfe gegen die Hamas andauern. Und nach Beendigung der Kämpfe würden die geflohenen Bewohner Gazas zurückkehren. (...)

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14. Pax Christi: Appell zur Menschlichkeit

https://www.paxchristi.de/meldungen/view/5313476782194688/Appell%20zur%20Menschlichkeit

Appell zur Menschlichkeit

Berlin, 30. Oktober 2023

pax christi-Delegiertenversammlung votiert für sofortigen Waffenstillstand in Israel und Palästina

pax christi verurteilt das abscheuliche Massaker von Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad und ist zutiefst besorgt über die Explosion der Gewalt in Israel und Palästina.

Unser Mitgefühl ist bei den Menschen, die Angehörige verloren haben und um sie trauern, bei den Verletzten, bei den Verschleppten, unter ihnen Kinder und Alte, und ihren Familien und bei allen, die in Angst leben.

Nach dem Tod von über 1.400 Menschen aus Israel und von über 5.700 Menschen aus Gaza, darunter über ein Drittel Kinder (Zahlen der UN-Hilfsorganisation OCHA bis 24.10.2023) verstehen wir den Schmerz, die Bitterkeit und die Wut auf allen Seiten. Alle Menschen in der Region haben ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und Frieden.

Mit unseren Freunden aus Israel und Palästina haben wir die Sorge, dass der erneute Teufelskreis der Gewalt und das Vertrauen auf Sicherheit durch militärische Übermacht die Aussicht auf ein Leben in Frieden zerstören.

Mit ihnen, mit den Kirchen im Heiligen Land und mit UN-Generalsekretär Guterres fordern wir ein Ende des Blutvergießens, einen sofortigen Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln und Verhandlungen zur Schaffung eines dauerhaften gerechten und sicheren Friedens für beide Seiten. Wir fordern die Bundesregierung auf, nicht länger diese Forderungen in der EU zu blockieren.

Die katastrophale humanitäre Situation, unter der schutzlose Menschen leiden, erfordert sofort und uneingeschränkt den Zugang zu Wasser und Lebensmitteln ebenso wie zu Krankenhäusern, medizinischen Ambulanzen und Medikamenten, zu Treibstoffen und Elektrizität. Auch der Zugang humanitärer Organisationen muss ermöglicht werden, um Menschenleben zu retten zu können.

Wir fordern von der israelischen Regierung, die Vertreibung der Zivilbevölkerung, besonders von Familien und die Aufforderung zur Flucht zu beenden und ihnen die Rückkehr zu ermöglichen. Hunger, verweigerte Versorgung und Vertreibung dürfen keine Kriegswaffe sein. Das humanitäre Völkerrecht und insbesondere der Schutz von Zivilisten gilt für alle Menschen.

Mit Pax Christi International fordern wir die Internationale Gemeinschaft auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und insbesondere durch internationale Beobachter, Friedenstruppen und humanitäre Korridore für den Schutz der gefährdeten Menschen in Gaza zu sorgen.

Nur die Zukunftsperspektiven für beide Völker mit dem Existenzrecht Israels und der Schaffung eines eigenständigen palästinensischen Staates und ernsthaften politischen Verhandlungen mit Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft stützen unsere Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden in der Region.

Dieser Appell wurde beschlossen von der pax christi-Delegiertenversammlung am 29.10.2023 in Mainz.

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15. Clemens Ronnefeldt: Friedenslogische Ansätze im Nahost-Konflikt

Am 24. November 2018 lud das FORUM FRIEDENSETHIK in der Evangelischen Landeskirche in Baden nach Karlsruhe zu einem Studientag ein zum Thema:

"Deutschlands Beitrag zu einem gerechten Frieden in Palästina / Israel?"

Mein Beitrag auf dieser Tagung hatte das Thema:

Friedenslogische Ansätze im Nahost-Konflikt,

in dem ich zunächst die Narrative beider Konfliktparteien

vorstellte - und welche grundsätzlichen Lösungen möglich sind:

Lieber Hanno, lieber Helmut,

hier gekürzt.

Liebe Grüße

Clemens

Liebe Friedensinteressierte,

beiliegend einige Beiträge zum Nahost-Krieg; heute auch zu dessen internationalen Auswirkungen - sowie zur Frage einer grundsätzlichen Lösung.

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1. ZDF: Verteidigungsminister im ZDF: Pistorius sieht Gefahr eines Kriegs in Europa 2. Die Welt: Pistorius: Müssen uns auf Kriegsgefahr in Europa einstellen 3. German.China: Israelisch-palästinensischer Konflikt - Chinas entsandte Kriegsschiffe haben nichts mit Konflikt zu tun 4. Handelsblatt: China prescht im Schatten des Nahostkriegs im Südchinesischen Meer vor 5. NZZ: Mit Kurs auf China: Warum europäische Länder wie Deutschland im fernen Asien mit ihren Kriegsschiffen aufkreuzen 6. Christopher Clark. Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. 7. Der Standart: "Rote Linien" Iran droht Israel wegen Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen 8. SZ: Interview mit Ehud Barak: "Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein" 9. taz: Geschichte der Hamas: Herrschaft mit Geheimstrukturen 10. FAZ: Biden fordert von Siedlern, Gewalt gegen Palästinenser zu beenden 11. Eurotopics: Was bedeutet die EU-Einigung zu Nahost? 12. Die Zeit: Krieg in Nahost: Viele Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager 13. Infosperber: Yuval Noah Harari «Minderjährige und Frauen aus dem Gazastreifen nach Israel evakuieren» 14. Pax Christi: Appell zur Menschlichkeit

15. Clemens Ronnefeldt: Friedenslogische Ansätze im Nahost-Konflikt

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1. ZDF: Verteidigungsminister im ZDF: Pistorius sieht Gefahr eines Kriegs in Europa

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/pistorius-zeitenwende-ukraine-israel-100.html

Verteidigungsminister im ZDF: Pistorius sieht Gefahr eines Kriegs in Europa

von Dominik Rzepka

Datum: 29.10.2023 20:37 Uhr

Verteidigungsminister Pistorius fordert angesichts Krisen wie in Nahost eine neue Mentalität in der Gesellschaft.

"Wir müssen kriegstüchtig werden", sagt er im ZDF. (...)

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https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/Politik__Inland_/article248281650/Pistorius-Muessen-uns-auf-Kriegsgefahr-in-Europa-einstellen.html

Pistorius: Müssen uns auf Kriegsgefahr in Europa einstellen 30.10.2023. Stand: 13:56 Uhr

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat erneut vor einer Kriegsgefahr in Europa gewarnt. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine stelle das Land vor eine neue Realität, von der es sich 30 Jahre lang entwöhnt habe, sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk.

«Nämlich, dass es eine Kriegsgefahr in Europa gibt durch einen Aggressor. Darauf sind wir mental nicht eingestellt», sagte er.

Deutschland müsse sich auf eine solche Gefahr einstellen, um abwehrbereit zu sein. «Wir müssen in der Lage sein, Krieg, einen Abwehrkrieg, einen Verteidigungskrieg führen zu können, damit wir es am Ende nicht müssen», sagte Pistorius. (...)

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3. German.China: Israelisch-palästinensischer Konflikt - Chinas entsandte Kriegsschiffe haben nichts mit Konflikt zu tun

http://german.china.org.cn/txt/2023-10/24/content_116770306.htm

Israelisch-palästinensischer Konflikt - Chinas entsandte Kriegsschiffe haben nichts mit Konflikt zu tun

24.10.2023

Nachdem einige westliche Medien versucht haben, Chinas in den Nahen Osten entsandte Kriegsschiffe direkt in einen Zusammenhang mit dem aktuellen israelisch-palästinensischen Konflikt zu stellen, stellte die Botschaft in den USA klar, dass es sich lediglich um eine routinierte Eskort-Mission handele. Die große Präsenz des US-Militärs in der Region wurde in den Medienberichten zudem nicht erwähnt.

Der Sprecher der chinesischen Botschaft in den USA, Liu Pengyu, rief am Sonntag in einer Erklärung gegenüber der Zeitung Sputnik dazu auf, den unbegründeten Hype um die Entsendung chinesischer Kriegsschiffe in den Nahen Osten inmitten des israelisch-palästinensischen Konflikts zu beenden.

Lius Kommentar kam, nachdem einige westliche Medien in der vergangenen Woche die Entsendung von sechs Kriegsschiffen durch China in den Nahen Osten hochgespielt und sogar behauptet hatten, die Entsendung stehe im direkten Zusammenhang mit dem laufenden Krieg zwischen Israel und der Hamas.

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—— 4. Handelsblatt: China prescht im Schatten des Nahostkriegs im Südchinesischen Meer vor

https://www.handelsblatt.com/politik/international/geopolitik-china-prescht-im-schatten-des-nahostkriegs-im-suedchinesischen-meer-vor/29463056.html Geopolitik China prescht im Schatten des Nahostkriegs im Südchinesischen Meer vor

China geht im Streit um das Südchinesische Meer auf Kollisionskurs. Peking testet laut Beobachtern, ob die USA neben der Hilfe für die Ukraine und Israel noch Kraft für einen dritten Konflikt haben.

Mathias Peer, Martin Kölling

24.10.2023 - 15:53 Uhr

Bangkok, Tokio. Während die Welt auf die Krise im Nahen Osten blickt, spitzt sich in Ostasien ein anderer gefährlicher Konflikt weiter zu: Im Südchinesischen Meer geht China auf Konfrontationskurs mit den Philippinen – und testet damit die Entschlossenheit der USA, neben Israel und der Ukraine auch noch einem dritten Partnerland militärisch zur Seite zu stehen.

Die bisher höchste Eskalationsstufe in der seit Jahren schwelenden Auseinandersetzung ereignete sich am vergangenen Wochenende: Chinesische Schiffe kollidierten in einem umstrittenen Teil des Südchinesischen Meeres mit einem Schiff der philippinischen Küstenwache und einem militärischen Versorgungsboot des Landes.

Die Regierung in Manila wirft China vor, die philippinischen Schiffe bewusst gerammt zu haben. Verteidigungsminister Gilberto Teodoro sprach von einem „absichtlichen Angriff" unter „eklatantem Verstoß gegen das Völkerrecht". (...)

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5. NZZ: Mit Kurs auf China: Warum europäische Länder wie Deutschland im fernen Asien mit ihren Kriegsschiffen aufkreuzen

https://www.nzz.ch/international/deutschland-europa-und-der-indo-pazifik-ld.1602230

Mit Kurs auf China: Warum europäische Länder wie Deutschland im fernen Asien mit ihren Kriegsschiffen aufkreuzen

Der indopazifische Raum ist weit weg von Europa. Dennoch haben

Frankreich, die Niederlande und Deutschland eine Strategie für die

Region definiert. Und sie entsenden Kriegsschiffe. Das birgt Risiken.

Christoph Prantner, Berlin, Patrick Zoll

05.03.2021, 12.25 Uhr

(...) Dass Deutschland in Sachen China neue Töne anschlägt, zeigte die deutsche Regierung im Herbst vergangenen Jahres mit ihren «Leitlinien zum Indopazifik». In dem siebzig Seiten starken Papier erweitert Berlin seinen üblicherweise stark auf China fokussierten Blick auf Indien und den gesamten Raum des Indischen und des Pazifischen Ozeans.

Denn, so die Begründung, «hier konkurrieren strategische Projektionen und verflechten sich globale Wertschöpfungsketten».

Deutschland will in der Region unter anderem offene Seewege, offene Märkte und den Freihandel erhalten. Denn der Anteil der Länder im Fernen Osten sowie Australiens und Neuseelands am deutschen Handelsvolumen wächst stark und betrug 2019 insgesamt mehr als 420 Milliarden Euro. Allein das Handelsvolumen mit China machte 206 Milliarden Euro aus. (...)

———

6. Christopher Clark. Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. 11. Auflage, München 2013

Einleitung:

(...)

Fragen nach der Schuld und Verantwortung für den Kriegsausbruch flossen schon vor Beginn des Krieges in diese Geschichte ein.

Der gesamte Quellenbestand steckt voller Schuldzuschreibungen (denn es ist eine Eigenart dieser Krise, dass alle Handelnden dem Gegner aggressive Absichten unterstellten und sich selbst defensive Intentionen bescheinigten), (...) S. 18.

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Schluss

(...)

Der letzte Teil dieses Buches wurde auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in der Eurozone 2011/12 geschrieben - einem aktuellen Ereignis von atemberaubender Komplexität. Bemerkenswerterweise waren sich die Akteure in der Eurokrise, genau wie jene von 1914, der Tatsache bewusst, dass ein Ausgang im Bereich des Möglichen lag, der katastrophale Folgen haben würde (das Scheitern des Euro).

Alle wichtigen Protagonisten hofften, dass es nicht so weit kommen würde, aber neben diesem gemeinsamen Interesse hatten sie auch besondere - und widersprüchliche - eigene Interessen.

In Anbetracht der Wechselwirkungen im ganzen System hingen die Konsequenzen jeder Maßnahme von den Reaktionen anderer ab, die wegen des undurchsichtigen Entscheidungsprozesses kaum im Voraus berechnet werden konnten. Und die ganze Zeit über nutzten die politischen Akteure während der Burokrise die Möglichkeit einer allgemeinen Katastrophe aus, um sich bestimmte Vorteile zu verschatten. So gesehen sind die Akteure von 1914 unsere Zeitgenossen. (S. 709)

(...)

Die Krise, die im Jahr 1914 zum Krieg führte, war die Frucht einer gemeinsamen politischen Kultur. Aber sie war darüber hinaus multipolar und wahrhaft interaktiv - genau das macht sie zu dem komplexesten Freignis der Moderne, und eben deshalb gehe die Diskussion um den Ursprung des Ersten Weltkriegs welter, selbst ein Jahrhundert nach den tödlichen Schüssen Gavrilo Princips an der Franz-Joseph-Straße.

Eines liegt auf der Hand: Kein einziges der Anliegen, für die die Politiker von 1914 stritten, war die darauffolgende Katastrophe wert. Waren sich die Protagonisten überhaupt darüber im Klaren, um wie viel es tatsächlich ging? (S. 717)

In den Köpfen vieler Staatsmänner hoben sich anscheinend die Hoffnung auf einen kurzen Krieg und die Angst vor einem langen gegenseitig auf und rückten so eine umfassendere Einschätzung der Risiken in weite Ferne. (S. 718)

(...)

So gesehen waren die Protagonisten von 1914 Schlafwandler - wachsam, aber blind, von Albträumen geplagt, aber unfähig, die Realität der Gräuel zu erkennen, die sie in Kürze in die Welt setzen sollten. (S. 718).

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7. Der Standart: "Rote Linien" Iran droht Israel wegen Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen

https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/3000000193087/iran-droht-israel-wegen-ausweitung-des-bodeneinsatzes-im-gazastreifen

"Rote Linien" Iran droht Israel wegen Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen Israel hat seine Bodenoperationen im Gazastreifen ausgeweitet – auf welches Maß, war auch Tage nach Beginn der Operation unklar. Die Lage im Gebiet ist katastrophal

Manuel Escher 29. Oktober 2023, 17:35

(...)

Die Armee wies besonders darauf hin, dass sich Tunnelanlagen auch unter dem Spital al-Shifa befänden – dem größten Krankenhaus in Gaza, das aktuell auf Hochtouren arbeitet. Dass es unter dem Bauwerk tatsächlich auch Eingänge zu Hamas-Bunkern geben soll, gilt seit Jahren als wahrscheinlich. Israels offensiver Hinweis darauf machte dennoch vielen Hilfsorganisationen weitere Sorgen.

Vorräte – nur für Kämpfer

Die New York Times wiederum meldete am Wochenende unter Berufung auf israelische Quellen, die Hamas habe Vorräte für mehrere Monate in ihren Katakomben gebunkert – darunter Nahrung, aber auch Treibstoff. Die vier zuletzt freigelassenen Geiseln hätten hier Israels Geheimdiensten neue Hinweise geliefert. (...)

Insgesamt meldeten die Behörden in Gaza 8005 Tote. Zivilisten und Kämpfer werden in der Statistik nicht getrennt, das Ministerium teilte aber mit, dass 70 Prozent Frauen, Kinder und Ältere seien. Die Zahlen, die für Gaza auf Angaben der Hamas-geführten Behörden basieren, lassen sich nicht unabhängig prüfen. Bei früheren Kriegen haben sie aber eine hohe Übereinstimmung mit nachträglich geführten Uno-Statistiken aufgewiesen. (...)

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8. SZ: Interview mit Ehud Barak: "Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein"

https://www.sueddeutsche.de/politik/gaza-krieg-ehud-barak-interview-israel-palaestina-staat-1.6295633?reduced=true

Interview mit Ehud Barak: "Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein" 29. Oktober 2023, 16:43 Uhr

Ehud Barak war Armeechef und Premier in Israel. Er warnt vor einem Mehrfrontenkrieg und empfiehlt einen Marshallplan und eine arabische Friedenstruppe für Gaza.

Interview von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

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In der Printausgabe der SZ vom 30.10.2023, Seite 2, steht dieses Interview unter dem Titel:

"Das Ziel muss ein palästinensischer Staat sein":

(...) Vor jedem Krieg gibt es Warnungen. Wir tun unser Bestes.

Ist das genug, um zivile Opfer zu vermeiden? Es gibt bereits 7000 Tote.

Die Kommandozentrale der Hamas ist unter einem Krankenhaus in Gaza. Die Hamas nutzt den Strom dort. Sie ist verantwortlich für die Opfer auf beiden Seiten.

(...)

Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinllichkeit ein, dass es zu einem Krieg an einer weiteren Front kommt?

Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50 Prozent, dass es sich zu einem solchen Krieg auswächst. Das gegenwärtige Niveau der Auseinandersetzungen im Norden kann an einem gewissen Punkt eine Kaskade auslösen und binnen weniger Tage zu einem echten Krieg werden. Darauf muss sich Israel vorbereiten.

Das kommt zu den anderen Schwierigkeiten rund um Gaza dazu. Das macht alles noch komplizierter. Aber auch wenn all das eintreten würde, es noch mehr Blutvergießen und Tränen gäbe, auch dann bin ich überzeugt davon, dass es keine existenzielle Bedrohung für Israel ist. Wir werden das durchhalten und siegen.

(...)

Sehen Sie in Israel die Bereitschaft, über Eine solche Lösung für den Gazastreifen und schlussendlich über eine Zweistaatenlösung zu verhandeln?

Die ist eingeschränkt. Die jetzt amtierende Regierung ist darauf ausgerichtet, eine mögliche Zweistaatenlösung zu blockieren. Es gibt rechte, messianische, teilweise rassistische Parteien mit Vertretern, deren Vision und Hingabe es ist, um jeden Preis eine Zweistaatenlösung zu verhindern.

Deshalb glaube ich, wir brauchen eine Regierung der nationalen Einheit ohne diese rassistischen Personen. In einem anderen Land würde ein Politiker in der Position von Netanjahu zurücktreten. Es wird sich zeigen, ob der Vertrauensverlust dazu führt.

(...)

Ich glaube, die Zweistaatenlösung ist die die richtige Vision. Und zwar wegen Israel. Wegen unserer Sicherheitslage (...)

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9. taz: Geschichte der Hamas: Herrschaft mit Geheimstrukturen

https://taz.de/Geschichte-der-Hamas/!5965057/

21. 10. 2023, 16:27 Uhr Geschichte der Hamas: Herrschaft mit Geheimstrukturen Wie die Terrororganisation 1987 gegründet wurde, sich vor wenigen Jahren ein überraschendes neues Programm gab und es nun zum Angriff auf Israel kam.

(...)

Ein neues politisches Programm

Den Grenzverkehr zu Ägypten wie auch den Tunnelschmuggel, von dem die Hamas profitierte, ließ al-Sisi stark einschränken – als Druckmittel gegen die Hamas, die er so zwingen wollte, sich von den Muslimbrüdern und auch von ihren eigenen militanten Positionen gegenüber Israel zu distanzieren.

Das tat die Hamas auch, als sie im Mai 2017 ihr „Dokument" veröffentlichte, das mit seinen 42 Artikeln durchaus den Charakter eines Grundsatzpapiers besaß. Es ist das erste seiner Art seit der Hamas-Charta von 1988, die seit Beginn des neuen Jahrtausends in der medialen Selbstdarstellung der Islamistenorganisation kaum noch eine Rolle spielte. Auch wenn das neue Dokument diese nicht offiziell annulliert, wird die Version von 1988 darin doch in einigen wichtigen Punkten revidiert. (...)

Joseph Croitoru ist Autor von „Hamas. Auf dem Weg zum ­palästinensischen Gottesstaat" (dtv) und „Al-Aqsa oder Tempelberg. Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten" (C.H. Beck).

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10. FAZ: Biden fordert von Siedlern, Gewalt gegen Palästinenser zu beenden

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/biden-kritisiert-gewalttaetige-uebergriffe-von-israelis-im-westjordanland-19270725.html?premium=0x6450f09876e0bb7f2f6483926175dd7aa7093032a2fd7cb85c2163d8aea44b11

Biden fordert von Siedlern, Gewalt gegen Palästinenser zu beenden Von Christian Meier, Tel Aviv

Aktualisiert am 26.10.2023

Der amerikanische Präsident Joe Biden hat die gewalttätigen Übergriffe von Israelis im Westjordanland scharf kritisiert. Die „extremistischen Siedler" würden durch ihre Angriffe auf Palästinenser „Öl ins Feuer gießen", sagte er in einer Pressekonferenz mit dem australischen Premierminister in Washington am Mittwochabend.

„Das muss aufhören, jetzt", sagte Biden. Die Siedler müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Offenbar mehr als 100 Attacken von Siedlern

Die Äußerungen werfen ein Licht darauf, dass im Schatten des Gazakriegs auch die Situation im Westjordanlandeskaliert. Palästinenser und Menschenrechtsschützer beklagen, dass radikale Siedler seit den Massakern der Hamas an Zivilisten verstärkt Gewalt anwenden. Mindestens fünf Palästinenser sind ihren Angaben zufolge seit dem 7. Oktober von Siedlern getötet worden, mehrere weitere verwundet. (...)

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11. Eurotopics: Was bedeutet die EU-Einigung zu Nahost?

https://www.eurotopics.net/de/309727/was-bedeutet-die-eu-einigung-zu-nahost?pk_campaign=et2023-10-31-de&pk_kwd=309892

27. Oktober 2023 Was bedeutet die EU-Einigung zu Nahost?

Die EU-Staaten rufen zu "humanitären Korridoren und Pausen" im Gazastreifen auf. Nach langem Ringen konnten sich die 27 Mitglieder auf diese gemeinsame Erklärung einigen. Die EU wolle mit den Partnern in der Region zusammenarbeiten, um Zivilisten zu schützen und ihnen Zugang zu Versorgung zu ermöglichen. In dieser Erklärung spiegeln sich einige Schwächen der EU wider, finden Kommentatoren.

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12. Die Zeit: Krieg in Nahost: Viele Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager

https://www.zeit.de/news/2023-11/01/dutzende-tote-bei-israelischem-grossangriff

Krieg in Nahost: Viele Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager

Aktualisiert am 1. November 2023, 14:58 Uhr

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UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «zutiefst beunruhigt» über die Verschärfung des Konflikts. Dazu gehörten die Ausweitung der Bodenoperationen der israelischen Streitkräfte genauso wie intensivierte Luftangriffe und der anhaltende Raketenbeschuss aus Gaza auf Israel, teilten die Vereinten Nationen in New York mit.

Guterres forderte erneut einen humanitären Waffenstillstand und ungehinderten Zugang von Hilfskräften in den Gazastreifen. (...)

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13. Infosperber: Yuval Noah Harari «Minderjährige und Frauen aus dem Gazastreifen nach Israel evakuieren»

https://www.infosperber.ch/politik/welt/netanyahu-hat-die-hamas-fuer-seine-strategie-missbraucht/

«Minderjährige und Frauen aus dem Gazastreifen nach Israel evakuieren»

Etwa drei Viertel der Bevölkerung im jetzt bombardierten Gazastreifen sind Kinder, Jugendliche und Frauen. Einen Vorschlag, um möglichst viele dieser Zivilpersonen vor Tod, Verletzungen, Hunger und Dehydrierung zu verschonen, machte Yuval Noah Harari am 28. Oktober in Tamedia-Zeitungen. (...)

Zur Deeskalation macht Harari zwei konkrete Vorschläge (wörtlich zitiert):

1. Die Hamas lässt alle Frauen, Kinder und Babys frei, die sie als Geiseln hält. Gleichzeitig lässt Israel im Gegenzug mehrere Dutzend palästinensische Frauen und Jugendliche frei, die es als Gefangene in seinen Gefängnissen hält. Wäre das Gerechtigkeit? Nein. Gerechtigkeit verlangt, dass die Hamas sofort und bedingungslos alle Geiseln freilässt, die sie in ihre Gewalt gebracht hat. Aber diese Initiative könnte dennoch ein Schritt zur Deeskalation sein.

2. Der palästinensischen Zivilbevölkerung wird ermöglicht, den Gazastreifen zu verlassen und sich in anderen Ländern in Sicherheit zu bringen. Ägypten, das eine gemeinsame Grenze mit dem Gazastreifen hat, sollte hier die Führung übernehmen. Sollte Ägypten jedoch keine Hilfe leisten, könnte Israel den vertriebenen Zivilisten aus dem Gazastreifen Unterschlupf gewähren – auf israelischem Boden.

Wenn kein anderes Land bereit ist, palästinensische Zivilisten aufzunehmen und zu schützen, könnte Israel das IKRK und andere internationale humanitäre Organisationen einladen, auf der israelischen Seite der Grenze vorübergehend Zufluchtsorte für vertriebene Zivilisten aus dem Gazastreifen einzurichten.

Diese Zufluchtsorte könnten Frauen, Kindern und aus dem Gazastreifen evakuierten Krankenhausbewohnern Schutz bieten, solange die Kämpfe gegen die Hamas andauern. Und nach Beendigung der Kämpfe würden die geflohenen Bewohner Gazas zurückkehren. (...)

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14. Pax Christi: Appell zur Menschlichkeit

https://www.paxchristi.de/meldungen/view/5313476782194688/Appell%20zur%20Menschlichkeit

Appell zur Menschlichkeit

Berlin, 30. Oktober 2023

pax christi-Delegiertenversammlung votiert für sofortigen Waffenstillstand in Israel und Palästina

pax christi verurteilt das abscheuliche Massaker von Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad und ist zutiefst besorgt über die Explosion der Gewalt in Israel und Palästina.

Unser Mitgefühl ist bei den Menschen, die Angehörige verloren haben und um sie trauern, bei den Verletzten, bei den Verschleppten, unter ihnen Kinder und Alte, und ihren Familien und bei allen, die in Angst leben.

Nach dem Tod von über 1.400 Menschen aus Israel und von über 5.700 Menschen aus Gaza, darunter über ein Drittel Kinder (Zahlen der UN-Hilfsorganisation OCHA bis 24.10.2023) verstehen wir den Schmerz, die Bitterkeit und die Wut auf allen Seiten. Alle Menschen in der Region haben ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und Frieden.

Mit unseren Freunden aus Israel und Palästina haben wir die Sorge, dass der erneute Teufelskreis der Gewalt und das Vertrauen auf Sicherheit durch militärische Übermacht die Aussicht auf ein Leben in Frieden zerstören.

Mit ihnen, mit den Kirchen im Heiligen Land und mit UN-Generalsekretär Guterres fordern wir ein Ende des Blutvergießens, einen sofortigen Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln und Verhandlungen zur Schaffung eines dauerhaften gerechten und sicheren Friedens für beide Seiten. Wir fordern die Bundesregierung auf, nicht länger diese Forderungen in der EU zu blockieren.

Die katastrophale humanitäre Situation, unter der schutzlose Menschen leiden, erfordert sofort und uneingeschränkt den Zugang zu Wasser und Lebensmitteln ebenso wie zu Krankenhäusern, medizinischen Ambulanzen und Medikamenten, zu Treibstoffen und Elektrizität. Auch der Zugang humanitärer Organisationen muss ermöglicht werden, um Menschenleben zu retten zu können.

Wir fordern von der israelischen Regierung, die Vertreibung der Zivilbevölkerung, besonders von Familien und die Aufforderung zur Flucht zu beenden und ihnen die Rückkehr zu ermöglichen. Hunger, verweigerte Versorgung und Vertreibung dürfen keine Kriegswaffe sein. Das humanitäre Völkerrecht und insbesondere der Schutz von Zivilisten gilt für alle Menschen.

Mit Pax Christi International fordern wir die Internationale Gemeinschaft auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und insbesondere durch internationale Beobachter, Friedenstruppen und humanitäre Korridore für den Schutz der gefährdeten Menschen in Gaza zu sorgen.

Nur die Zukunftsperspektiven für beide Völker mit dem Existenzrecht Israels und der Schaffung eines eigenständigen palästinensischen Staates und ernsthaften politischen Verhandlungen mit Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft stützen unsere Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden in der Region.

Dieser Appell wurde beschlossen von der pax christi-Delegiertenversammlung am 29.10.2023 in Mainz.

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