Fastenaktion - Die Andachten - Zu den Opfern der Atomkette - Dokumentation

Gespeichert von Matthias-W Engelke am

Freitag, den 2.8.2013 – abends - Berlin
Womit alles anfing: Uranspaltung in Berlin 1938

Am 17. Dezember 1938 machten der Chemiker Otto Hahn und sein Mitarbeiter Fritz Straßmann in ihrem Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem, heute „Hahn-Meitner-Bau", Thielallee 63, an einem kleinen Tisch, der heute im Deutschen Museum in München steht, ein Experiment, das sie am 6. Januar 1939 veröffentlichten, dessen Verlauf und Ergebnis rätselhaft erschien. Die Kollegin Lise Meitner musste im Juli 1938 nach Schweden fliehen. Sie hatte jüdische Eltern und nach der Einverleibung Österreichs durch Nazi-Deutschland verlor sie ihre Staatsbürgerschaft. Lise Meitner und ihr Mitarbeiter Otto Robert Frisch interpretierten  das Experiment als „Kernspaltung“. Einer der Mitarbeiter von Lise Meitner noch in Berlin war Carl Friedrich von Weizsäcker. Der ungarische Physiker Leo Szilard, mit dem Otto Hahn u.a. sich austauschte, plädierte Anfang 1939 für eine freiwillige Selbstzensur, um zu verhindern, dass die gewaltige Energie, der man gerade auf die Spur gekommen war, nicht für Kriegszwecke missbraucht werden würde. Es war zu spät. In Deutschland entstanden Forschungszentren zur Entwicklung von Atomenergie und Atombomben. Otto Hahn kam nach Kriegsende in englische Gefangenschaft nach Farm Hall, in der Nähe von Cambrigde, zusammen mit anderen deutschen Wissenschaftlern, die an der Atombombe forschten. Ihre Gespräche wurden abgehört. Die nach dem Krieg lancierte Legende – die Forscher hätten den Bau einer deutschen Atombombe bewusst hintertrieben – wurde nach Veröffentlichung der Abhörprotokolle desavouiert. Als Otto Hahn und die Mitgefangenen von der Explosion der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki erfuhren, war dies für Otto Hahn ein Schock, er sah das als ein Verbrechen an. Er trat mehrfach in der Öffentlichkeit auf, verdammte die Atombombe und unterschrieb die Göttinger Erklärung vom 12. April 1957. Der damalige Verteidigungsminister Franz  Josef Strauß verhöhnte Hahn: „...Ein alter Trottel, der die Tränen nicht halten und nicht schlafen kann, wenn er an Hiroshima denkt!...“ Otto Hahn kam zu der Überzeugung: „Alle Nationen müssen zu der Entscheidung kommen, freiwillig auf die Gewalt als letztes Mittel der Politik zu verzichten. Sind sie dazu nicht bereit, so werden sie aufhören zu existieren.“

Quelle: Brockhaus Enzyklopädie; Wikipedia, eingesehen am 30.7.2013


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Sonntag, den 3.8.2013 – morgens – Berlin
Friedens- und Lebenskräfte: Mut und Geduld: Erinnerngen an Erika Drees

Erika Drees, geb. von Winterfeldt am 15. September 1935 in Breslau, gestorben am 11. Januar 2009 in Stendal, studierte Medizin in West Berlin. Sie unterhielt Kontakte zu den Evangelischen Studentengemeinden in Ost und West und wurde wegen Spionageverdacht von der DDR neun Monate lang in Untersuchungshaft festgehalten. 1996 wurde sie erst rehabilitiert. Als Ärzte aus der DDR in den Westen gingen, siedelte sie 1960 mit ihrem Mann in die DDR über, hier herrschte großer Ärztemangel. 1975 zog sie mit ihrer Familie mit drei Kindern nach Stendal um und setzte sich dort u.a. gegen das im Bau befindliche Atomkraftkwerk in Stendal ein; es ging tatsächlich nie ans Netz. 1991 lehnte sie ein Bundesverdienstkreuz mit der Bemerkung ab, „die Ostdeutschen hätten „nur den Käfig gewechselt“.“ Im wiedervereinigten Deutschland kämpfte sie u.a. gegen die noch in Deutschland lagernden US-Atomwaffen und betrat demonstrativ am 7. April 2002 den Atomwaffenstützpunkt Büchel. Der Vorsitzende Richter Johann verurteilt sie u.a. mit den Worten, „die Angeklagten [wären] in fortgeschrittenem Lebensalter und mit ihren Vorstrafen ein schlechtes Vorbild für Kinder und Enkel“ zu sechswöchiger Haftstrafe wegen Hausfriedensbruch. 2010 verhängte der gleiche Richter auch wegen angeblichen Hausfriedensbruch im Atomwaffenlager Büchel die geringstmögliche Strafe von 500€ Zahlung an die Cochemer Tafel und zwei Jahre Bewährung; wenige Monate später kam es in einem weiteren Fall schon gar nicht mehr zu einem Verfahren.

Aus ihrer Rede zur Hauptverhandlung in Stuttgart am 25. September 2002 (http://www.akh-info.de/archiv/Drees_1202.htm):

„Sehr geehrter Herr Richter Nicol und Herr Staatsanwalt!

Ich möchte mich zuerst kurz vorstellen, damit Sie, Herr Richter Nicol und Herr Staatsanwalt, meine kriminelle Laufbahn, die nach Ihren Akten erst 1990 beginnt, aber in Wirklichkeit schon 1958, besser einordnen können.

Ich stamme aus Schlesien. Mein Vater kam aus dem 2. Weltkrieg nicht zurück. Meine Jugend mit 4 Geschwistern ist geprägt von Flucht und Nachkriegszeit als Flüchtlings-Habenichts-Familie. Mein Medizinstudium habe ich mir bis zum 7. Semester allein verdient. Dann gab es das Honnefer Modell.

Bald nach dem Staatsexamen ging ich als junge Ärztin aus W-Deutschland in die DDR, weil von dort viele Ärzte nach Westdeutschland abgewandert sind, so dass ein großer Ärztemangel herrschte.

Während meines Studiums war ich 9 Monate lang in DDR-Untersuchungshaft wegen eines Spionageverdachtes, der durch Ost-West-Studentengemeindekontakte entstanden war. Das Verfahren wurde eingestellt und 1996 erhielt ich die Rehabilitation (fast 40 Jahre danach).

Meine Hoffnung, in der DDR an einer gerechteren, nicht kapitalistischen Gesellschaftsordnung mitbauen zu können, verging endgültig mit der Niederschlagung des Prager Frühling 1968. Seitdem war ich mit meinem Mann und den heranwachsenden 3 Kindern immer intensiver im politischen Widerstand gegen das zunehmend entmündigende DDR-Regime. Keins meiner Kinder wurde zum Besuch der Oberschule zugelassen und die Staatssicherheit hat seit etwa 1978 viel Papier verbraucht, um unsere Familie zu observieren. Telefon und Wohnung waren jahrelang überwacht, wie ich heute weiß. Ordnungsstrafen und Polizeiarreste haben uns jedoch nicht von der Einsicht abgehalten, dass die Missstände in der DDR immer wieder an die Öffentlichkeit gebracht werden müssen, damit die eisige Apathie sich lösen kann. Eins der wichtigsten Themen war das in unmittelbarer Nähe unseres Wohnortes heranwachsende Atomkraftwerk. Bei der Formulierung der DDR-Notstände im Rahmen der "ökumenischen Versammlungen der Kirchen" war ich als evangelische Christin, die den Widerstand lange eingeübt hat, intensiv beteiligt. In der Arbeitsgruppe "Energie für die Zukunft" wurde die menschenverachtende Atomtechnik konkret kritisiert und Alternativen aufgezeigt. Die Gründung des NEUEN FORUM am 09. 09. 1989 und den darauf folgenden Aufbruch habe ich mit vorbereitet und befördert.

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im September 1991 für meinen Beitrag zur Wiedervereinigung Deutschlands wies ich zurück, denn die überstürzte Vereinnahmung der DDR durch die Bundesrepublik mit dem verhängnisvollen 2+4-Vertrag und der D-Mark war nicht im Sinne der meisten DDR-Bürgerrechtler. Nur wenige Wochen lang genossen wir die lange erträumte Freiheit. Die Macht des Geldes, die wir bis 1989 nicht so kannten, hat die Aufbrüche aus dem totalitären Zwang innerhalb weniger Monate wieder zunichte gemacht. So konnte ich auch den Nationalpreis, den die 30 GründerInnen des NEUEN FORUM vor 3 Jahren erhielten, nicht annehmen, denn in meinen Augen haben wir Ostdeutschen nur den Käfig gewechselt.

Auf diesem Hintergrund bitte ich Sie, meine 11 Straftaten, die in 15 Strafprozessen seit 1990 verhandelt worden sind, zu verstehen. Es waren meistens Hausfriedensbrüche oder Sachbeschädigungen oder Blockaden im Interesse höheren Rechtes. Manchmal wurde ich frei gesprochen oder das Verfahren wurde eingestellt oder wegen der veränderten Rechtsprechung hinsichtlich des Nötigungsparagraphen revidiert. Siebenmal blieb es bei der Verurteilung. Ich habe die Geldstrafen jeweils durch gemeinnützige Arbeit, die meiner Überzeugung entsprach, und einmal auch durch 5 Tage Haft beglichen.......

Eine von 5 weltweit agierenden Kommandozentralen ist die EUCOM in Stuttgart. Sie ist zuständig für Kriege in Europa, den größten Teil Afrikas und Russland. Für Nord-Ost-Afrika, den Persischen Golf, Zentralasien und Pakistan gibt es die CENTCOM in Katar, einem seit 1971 unabhängigen Emirat am Persischen Golf, Mitglied der UN und der Arabischen Liga. Von diesen beiden Kommandozentralen aus wurden die Kriege in Jugoslawien und der Golfregion und bis jetzt auch in Afghanistan geführt, dirigiert.

Auch die amerikanischen Atomwaffen, die in Büchel und Ramstein bei Koblenz einsatzbereit gehalten werden, stehen unter dem Kommando dieser US-Zentralen. Als Trägersysteme dienen deutsche Tornadoflugzeuge, die von deutschen Nato-Piloten und Besatzungen zu den Einsatzorten geflogen werden, sobald das Kommando es befiehlt. Diese indirekte Einbindung der Bundeswehr in die "nukleare Teilhabe" ist völkerrechts- und verfassungswidrig.......

Wir dulden nicht länger diese eingezäunten Orte, die kein Zivilist betreten darf, von deren Existenz die Öffentlichkeit nichts wissen soll - diese geheimen Zentralen, die Atomschläge und Massenmord und Kollateralschäden planen, üben und kommandieren. Wir haben die Verbotsbarriere in uns selber niedergerissen und damit die Macht dieses Zaunes überwunden. In diesem Sinne haben wir auch mit den uns begegnenden Soldaten und Polizisten gesprochen.

...

Deshalb habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich heute vor Ihnen, Herr Richter Nicol und Herr Staatsanwalt, rechtfertigen muss. Im Gegenteil, diese und die folgenden Verhandlungen geben Ihnen die Chance, Recht zu sprechen, statt buchstabengetreu dem Gesetz zu folgen. Den Hausfriedensbruch nach § 123 und die gemeinschaftliche Sachbeschädigung nach § 303 sehe ich als mein Recht und meine Pflicht an. Deshalb beantrage ich, mich frei zu sprechen oder das Urteil des BVG in dieser Angelegenheit abzuwarten.“

Quelle: Wikipedia, eingesehen am 30.7.2013; vor kurzem erschien ein Buch über Erika Drees.


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Samstag, den 3.8.2013 – mittags - Berlin
Der Nazi-Deutsche „Uranverein“

Werner Heisenberg wies bereits 1939 nach, dass eine Atombombe auf der Grundlage von Uran machbar wäre (SZ 04.05.2001). Carl Friedrich von Weizsäcker meldete 1941 ein Patent an für den Bau einer Atombombe mittels Plutonium; dies sei schneller und effektiver möglich (SZ 14.03.2005). Das Heereswaffenamt wurde über die Nutzung der „Uranspaltung“ als Sprengstoff bereits 1940 von von Weizsäcker informiert (SZ 04.05.2001) informiert. Das Heereswaffenamt schuf daraufhin den „Uranverein“, der von 1942 an in 12 deutschen Städten 22 Forschungsinstitute unterhielt; für die Firma DEGUSSA mussten ca. 2000 KZ-Häftlinge wie Sklaven im Uranbergbau arbeiten (SZ 15.02.2002). Eine dieser Forschungseinrichtungen bei Berlin  leitete Kurt Diebner (http://www.hausarbeiten.de/rd/archiv/physik/physik-uranprojekt/physik-u… Alexander Scheerbaum: 70 Jahre Kernspaltung. Das deutsche Uranprojekt, WS 1999/2000). Diebner leitete am 4. März 1945 auf dem Truppenübungslände bei Ohrdruf, südwestlich von Erfurt in Thüringen einen Waffentest, der viele Rätsel aufgibt. Sicher ist:
- Es hat eine gewaltige Explosion gegeben.
- Es wurde ein heller weißer Blitz gesehen und eine folgende Explosionswelle (Strahlentelex Nr. 436-437 vom 03.03.2005).
- Schätzungsweise 500 bis 700 KZ-Häftlinge starben, die in der Nähe des Explosionsortes gezwungen waren, sich aufzuhalten (Strahlentelex Nr. 438-439 vom 07.04.2005).
- Im Zusammenhang mit den Planungen für einen ZDF-Film zu dieser Frage ergaben 2006 radioaktive Messungen vor Ort keine höheren Messungen, als sie auch sonst in Deutschland auf Grund der Atomreaktorkatastrophe in Tschernobyl gemessen werden können. (Strahlentelex Nr. 460-461/2006).
- Der „Test eines ...taktischen Kernsprengsatzes“ scheint stattgefunden zu haben (Strahlentelex Nr. 438-439 vom 07.04.2005).


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Samstag, den 03.08.2013 – abends in Berlin
Atomwaffentests

Der erste Atombombentest fand am 16. Juli 1945 im US-Bundesstaat Neu-Mexiko in Alamogordo später umbenannt in White Sands statt. Die Bombe wurde „Dreifaltigkeit“, „Trinity“ genannt. Sie hatte die Sprengkraft der späteren Nagasaki-Atombombe von 20 Kilotonnen Sprengstoff TNT. (http://www.atomwaffena-z.info/atomwaffen-glossar/t/t-texte/artikel/822/…)

Die Karte verzeichnet alle Orte, an denen in der Folge Atomwaffentests stattfanden, es waren bis 2013 über 2000.

Quelle: Wikipedia, eingesehen am 30.07.2013

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Sonntag, den 04.08.2013 – morgens – Berlin: Friedens- und Lebenskräfte
Eine Frau gibt den Kampf gegen ein neues Atomkraftwerk nicht auf – Japan

In Ohma, im Norden der größten japanischen Insel Honschu, befindet sich ein noch nicht fertig gestelltes Atomkraftwerk. Es ist das 55. Atomkraftwerk Japans. Trotz der Reaktorkatastrophe in Fukushima lassen weder Betreiber (Japan-Power) noch Politiker von dem Projekt ab.

In Europa ist weniger bekannt, dass es in Japan bereits vor Fukushima - wenn auch spärlich gestreut und von vielen belächelt - Widerstand gegen Atomkraftwerke gegeben hat. Einige haben diesen Kampf sehr einsam führen müssen, wie uns das Beispiel von Frau Atsuko Ogasawara zeigt.

Bereits die Mutter von Atsuko Ogasawara - Frau Asako Kumagai - weigerte sich, ihr Grundstück von ca. einem Hektar für den Bau eines Atomkraftwerks an die Japan-Power zu verkaufen. Während andere Grundstückbesitzer das „schnelle Geld“ kassierten, schlug sie das lukrative Angebot von über 2 Millionen Dollar in den Wind. Ihr war bewußt, dass ein atomarer Unfall das Land, das Meer und die Fische verseuchen würde. [Anmerkung: Ohma lebt vorwiegend vom Fischfang.]

Als Zeichen ihres Widerstands baute Frau Asako Kumagai auf dem Grundstück eine kleine Holzhütte. Japan-Power musste ihretwegen das geplante Kraftwerk um 250m versetzt bauen. Frau Asako Kumagai wurde vom Bürgermeister und von Gemeidepolitikern, von der J-Power und auch von Bürgern immer wieder aufgesucht und bedrängt zu verkaufen. Sie sahen und sehen im Geld von J-Power einen „wirtschaftlichen Aufschwung“ in ihrer Gemeinde. Sportvereine, Kulturzentren, Schulen und diverse Freizeitveranstaltungen wurden vom Energiekonzern finanziert, auch Versprechungen hinsichtlich Arbeitsplätzen wurden gemacht.

Für ihren Widerstand erhielt Frau Kumagai Morddrohungen, Beschimpfungen und Verfolgungen auf Schritt und Tritt, teilweise auch körperliche Übergriffe. Die daraus folgenden psychosomatischen Beschwerden bescherten ihr einen frühen Tod im Jahr 2006. Ihre Tochter Atsuku Ogasawara erbte das Grundstück und das Haus mit der Auflage, diese niemals zu verkaufen. Seither geht Frau Ogasawara mehrmals in der Woche auf das Grundstück, pflegt dort ihren Gemüsegarten und signalisiert, dass das Haus, das nun von Stacheldraht und Baukränen umgeben ist und dessen nicht asphaltierter Zugang von dem AKW-Betreiber bewacht wird, bewohnt wird.

Inzwischen ist in Japan die Anti-Atomkraft-Bewegung gewachsen und unterstützt u.a. auch Frau Ogasawara. Eine Unterstützung besteht darin, Post an die Holzhütte zu schicken, damit zumindest einmal täglich der Postbote den Weg zur Hütte, den die Betreibergesellschaft sperren lassen möchte, verwenden muss.

Um den Widerstand, den nun die Tochter Frau Atsuko Ogasawara fortführt, zu unterstützen, rufen Anti-Atomkraft-Gruppen aus aller Welt dazu auf, Postkarten an das Asako-Haus zu senden, damit einerseits der Postbote die Karten hinbringen muss, andererseits den japanischen Behörden bekannt wird, dass die internationale (Anti-Atomkraft)-Gemeinschaft informiert ist und sich mit Frau Ogasawaras Widerstand solidarisch erklärt.

Den Originalbericht, der im australischen Fernsehprogramm von ABC-News am 13. September 2011 ausgestrahlt wurde, können Sie im Internet aufrufen unter: http://www.youtube.com/watch?v=Q4UduAensP8

Weitere Links:
   http://cnic.jp/english/newsletter/nit143/nit143articles/ww143.html
   http://www.abc.net.au/foreign/content/2011/s3317005.htm
   http://www.bloomberg.com/news/2011-06-29/japan-nuclear-holdout-rejects-…

Unterstützen auch Sie mit einer Postkarte den standhaften und mutigen Widerstand von Frau Ogasawara gegen das im Bau befindliche Atomkraftwerk in Ohma.

Schreiben Sie an:
   Mrs. Atsuko Ogasawara
   Asako House
   396 Aza-kookuto, Oma-machi
   Shimokita-gun, Aomori Pref.
   039-4601
   Japan

Quelle: http://afaz.at/html/asako.html


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Montag, den 05.08.2013 – abends – Büchel
Bombenopfer von Hiroshima – ein Interview

Beate und Joachim lesen:

„10. November 2010

Albtraum Atombombe

Hideto Sotobayashi: Ich überlebte Hiroshima
Interview: Michael König

Hideto Sotobayashi war in Hiroshima, als die Atombombe explodierte. Er wurde verschüttet - und überlebte. Ein Gespräch über Schmerzen, Glück und die Angst vor dem wiederholten Inferno.

Hideto Sotobayashi saß im Schulunterricht, als am 6. August 1945 ein amerikanisches Flugzeug über seiner Heimatstadt Hiroshima die Atombombe abwarf. Der damals 16-jährige Junge blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Seine Mutter, viele Freunde und Bekannte starben an der Explosion und ihren Folgen. 1957 kam Sotobayashi nach Berlin, um Chemie zu studieren. Später lehrte er an der Technischen Universität Berlin und am Max-Planck-Institut. Im Interview in einem Café am Berliner Gendarmenmarkt spricht der heute 81-Jährige leise über die Ereignisse vor 65 Jahren.

sueddeutsche.de: Herr Sotobayashi, Sie haben lange über Ihr Schicksal als Hiroshima-Überlebender geschwiegen. Warum?

Hideto Sotobayashi: Niemand, der damals in Hiroshima war, spricht gerne darüber. Zum einen, weil es noch immer schmerzhaft ist, sich zu erinnern. Zum anderen sind die Überlebenden und ihre Nachfahren stigmatisiert: Wenn sie heiraten und Kinder bekommen wollen, dann ist das problematisch. Die Kinder könnten Missbildungen aufweisen. Niemand weiß, welche Spätfolgen die Bombe hat - für diese Generation, für die nächste und die übernächste. Das ist gewissermaßen ein wissenschaftliches Experiment. Und wir sind die Versuchskaninchen.

sueddeutsche.de: Sie waren 16 Jahre alt, als die Bombe fiel. Können Sie sich an den 6. August 1945 erinnern?

Sotobayashi: Ich war damals ein Eliteschüler, deshalb ging ich morgens in die Schule. Normalerweise mussten Kinder in meinem Alter damals Zwangsdienste verrichten, zum Beispiel in der Industrie. Aber das Militär suchte nach Talenten, wir wurden geprüft und ich habe einen Test bestanden. Sie stellten viele Fragen, unter anderem: Wenn Gott mir ein drittes Auge geben würde, wo würde ich es haben wollen? Ich sagte: am Finger. Das hat sie wohl überzeugt.

sueddeutsche.de: Sie hatten ausgerechnet Chemieunterricht, als die Bombe fiel ...

Sotobayashi: ... wir saßen mit 24 Schülern in einem Raum des Gebäudes, das wie viele Häuser in Hiroshima aus Holz gebaut war. Für den Unterricht kam extra ein Universitätsprofessor. Um acht Uhr ging die Schulstunde los. Um 8.15 Uhr sah es draußen aus, als habe jemand einen gewaltigen Blitz gezündet. Wie bei einem Fotoapparat. Dann donnerte es, und ich wurde bewusstlos. In Japan sprechen wir deshalb von Pika-Don, wenn wir die Bombe meinen. Pika heißt Blitz, Don ist Donner.

sueddeutsche.de: Was sahen Sie, als Sie wieder zu sich kamen?

Sotobayashi: Ich kann mich nur an das Licht erinnern, das ich über mir sah. Ich war wohl umgeben von Schutt, aus dem ich mich aus eigener Kraft befreien konnte. Jedenfalls kletterte ich in Richtung des Lichts. Als ich mich schließlich umsah, war um mich herum alles zerstört. Überall brannte es, das Feuer griff um sich. Dieses Bild hat sich tief in meine Erinnerung eingebrannt.

sueddeutsche.de: Haben Sie andere Überlebende gesehen?

Sotobayashi: Zunächst meinen Freund Komyo, der verletzt war und blutete. Sein Ohr hing nur noch am Kopf. Ich befreite ihn von Trümmern, so schnell ich konnte. Das Feuer kam immer näher. Ich habe Schreie von anderen Menschen gehört, aber wir mussten schnell fliehen.

sueddeutsche.de: Auch Ihre Mutter war zu diesem Zeitpunkt in der Stadt.

Sotobayashi: Als Hausfrau war sie verpflichtet, Arbeitsdienste zu leisten. Jede Woche ein- oder zweimal. Unglücklicherweise war der 6. August so ein Tag. In der Nacht hatte es Fliegeralarm gegeben, weil etliche Flugzeuge über der Stadt kreisten. Wir sind in den Bunker gegangen und waren sehr froh, als der Alarm später aufgehoben wurde. Um sechs, sieben Uhr machten sich die Menschen auf den Weg zur Arbeit, auch meine Mutter. Weil sie so früh ging, blieb mein Vater noch zu Hause. Das war Glück, denn so konnte er unser Haus vor den Flammen retten.

sueddeutsche.de: Haben Sie Ihre Mutter gesucht, nachdem Sie Komyo befreit hatten?

Sotobayashi: Zunächst suchte ich nach Okimasu, einem Schüler, der damals bei uns im Haus wohnte. Sein Arbeitsplatz war nah am Epizentrum der Explosion, also gingen wir dahin. Je näher wir der Stelle kamen, desto schlimmer sahen die Menschen aus, die überall lagen. Ihre Haut war schwarz, teilweise löste sie sich ab. Die Haut eines ganzen Arms, nur noch am Fingernagel hängend. Es war ein Albtraum. Und dann überall der Staub, schwarzer Staub. Und tote Kinder in den Armen schreiender Mütter. Am Fluss griffen Menschen, die ich für Leichen gehalten hatte, nach meinen Beinen und baten mich um Wasser.

sueddeutsche.de: Konnten Sie helfen?

Sotobayashi: Nein, es waren schlicht zu viele. Ich konnte gar nichts tun. Im Wasser schwammen viele Leichen, eine davon war Okimasu. Es sah aus, als habe er seine typische Schlafhaltung eingenommen. Ich konnte seine Leiche bergen und wir brachten ihn in unser Haus. Da war es schon Nachmittag, und ich wusste noch immer nicht, was aus meiner Mutter geworden war.

sueddeutsche.de: Hatten Sie eine Ahnung, wo Sie suchen sollten?

Sotobayashi: Wir wussten nie genau, wo sie ihren Zwangsdienst verrichten musste. Die Regierung ließ damals die Straßen verbreitern, um die Brandgefahr zu verringern. Die Zwangsarbeiter rissen deshalb überall in der Stadt Häuser ab. Sie konnte also überall gearbeitet haben, als die Bombe fiel. Aber ich hatte die Hoffnung, sie im Rotkreuz-Krankenhaus zu finden.

sueddeutsche.de: Das Krankenhaus hatte die Bombe überstanden?

Sotobayashi: Es war eines der wenigen Gebäude aus Stahl. Mit viel Glück haben wir meine Mutter dort tatsächlich gefunden. Gerade rechtzeitig, weil das Feuer auf ihr Zimmer übergriff. Drei Tage später ist sie gestorben. Am gleichen Tag fiel die zweite Atombombe auf Nagasaki. Meine Mutter ist nur 35 Jahre alt geworden. Bei vielen Freunden und Bekannten, die die Explosion ebenfalls überlebt hatten, machten sich kurz darauf die typischen Symptome der Strahlenkrankheit bemerkbar: das Zahnfleisch blutete, die Zähne und Haare fielen aus. Viele sind daran gestorben. Mein Vater lebte noch länger, er ist an Krebs gestorben.

sueddeutsche.de: Sie selbst sind unverletzt geblieben?

Sotobayashi: Bei mir wurde Darmkrebs festgestellt, aber es war ein kleiner Tumor, der entfernt werden konnte. Ich hatte sehr großes Glück. Die Strahlung war in Hiroshima nicht überall gleich stark. In einer Richtung waren noch in drei Kilometern Entfernung vom Epizentrum alle tot. Meine Schule war 1,5 Kilometer entfernt und ich lebe. Ich kehre noch heute alle zwei Jahre nach Hiroshima zurück, um mich medizinisch untersuchen zu lassen. Derzeit ist alles in Ordnung. Ich hatte Glück, riesiges Glück.

sueddeutsche.de: Sie haben mit 28 Jahren ein Stipendium bekommen und sind nach Deutschland gekommen, um Chemie zu studieren - ein Fach, bei dem man ebenfalls mit Radioaktivität zu tun hat.

Sotobayashi: Ich wollte nie etwas damit zu tun haben. Ich habe 50 Jahre am Max-Planck-Institut gearbeitet und konnte den Umgang mit Radioaktivität immer vermeiden. Ganz zuletzt, in den neunziger Jahren, kam ich aber nicht mehr umhin. Ich habe es gehasst.

sueddeutsche.de: 65 Jahre nach Hiroshima ist die Atombombe noch immer aktuell. Diktaturen wie Nordkorea und Iran sehen sie als ihre Lebensversicherung an. Was empfinden Sie, wenn Sie darüber in der Zeitung lesen?

Sotobayashi: Das Niveau, auf dem über die Bombe diskutiert wird, ist mir viel zu niedrig. Es geht zum Beispiel darum, ob damals, 1945, die Amerikaner schuld waren oder die Japaner. Oder es geht darum, ob ein Land die Bombe haben darf und ein anderes nicht. Dabei geht es doch eigentlich um sechs Milliarden Menschen, die auf einen Schlag ausgelöscht werden können, nur weil irgendjemand auf einen Knopf drückt und der andere zurückschießt, womöglich sogar automatisch. Dann endet die ganze Menschheit. Wissen Sie was: Davor habe ich wirklich Angst.“

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/serie-albtraum-atombombe-augenzeuge-…

 

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Dienstag, den 06.08.2013 – morgens – Büchel – Lebens- und Friedenskräfte
Bericht eines Überlebenden: Sumiko Nakamura aus Hiroshima

„Durch die Atombombenexplosion starben in Hiroshima mehr als 200 000 Menschen, und auch heute noch leiden zahlreiche Menschen in hohem Alter an den Spätfolgen. Der Schmerz der Hinterbliebenen und Verwandten ist ein bleibender, egal wieviele Jahre ins Land gehen.

Ungefähr in der Mitte des letzten Monats brachte das Hiroshima-Büro des staatlichen Senders NHK eine Reportage, bei der Jugendliche im Friedenspark zu Wort kamen. Einer unter ihnen sagte: "Ohne diesen Krieg wäre es auch nicht zum Abwurf der Atombombe gekommen. Kriege müssen um jeden Preis verhindert werden."

Diese Worte machten einen tiefen Eindruck auf mich. Ich dachte mir, dass wenn man nüchtern überlegt, der Krieg und die Bombe eigentlich ein und das selbe sind.

Als am 8. Dezember 1941 der Krieg im Pazifik begann, da war ich 7 Jahre alt und ging in die zweite Klasse. Für mich stand ausser Zweifel, dass der Krieg einen gerechten Kampf darstellte und in einem Sieg für Japan enden würde. Aber es kam anders: auf Hiroshima und Nagasaki fielen Atombomben, und Japan kapitulierte. "Ohne diesen Krieg wäre es auch nicht zum Abwurf der Atombombe gekommen." Ich glaube, dass der Junge recht hat.

Eingemeisselt in den Gedenkstein für die Opfer der Atombombenexplosion im Friedenspark von Hiroshima finden sich die Worte:

"Ruhet in Frieden
denn wir werden die Fehler nicht wiederholen"

Diese Worte haben meiner Ansicht nach einen tiefen Sinn.
Ich weiss, wie begrenzt meine Kräfte sind. Aber ich werde auch weiterhin immer, wenn sich eine Gelegenheit bietet, gegen Kriege und Atomwaffen eintreten.“

Quelle: http://hiroshima-platz-potsdam.de/de/zeitzeugenberichte/nakamura.htm
 


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Dienstag, den 06.08.2013 – nachmittags – Cochem
Bericht eines Bombenopfers aus Hiroshima: Frau Sumiko Nakamura aus Hiroshima berichtet

„Ich heiße Sumiko Nakamura und wohne in Mihara in der Präfektur Hiroshima.

Vor 61 Jahren, im August 1945, sassen wir in der ersten Unterrichtsstunde in unserem Klassenzimmer und hatten Moralunterricht. Heute haben die Kinder um diese Jahreszeit Sommerferien, damals jedoch wurden mehr als die Hälfte der Räume unserer Schule von der Armee als Lagerräume genutzt, weshalb es nicht genug Unterrichtsräume gab. Die Sommerferien fielen deshalb aus und die eine Hälfte der Schüler hatte bis mittags, die andere Hälfte ab mittags Unterricht.

Kurz nach Beginn der ersten Stunde zersprangen plötzlich die nach Süden gehenden Fenster. Während ich mich noch über das Leuchten vor dem Fenster wunderte, hörte ich ein enormes Donnern. Wir setzten, wie wir das aus den regelmässigen Übungen gewohnt waren, sofort unsere Luftschutzkapuzen auf und krochen unter die Tische. Im nächsten Augenblick kam die Explosionswelle.

Danach führten uns die Lehrer in die Sicherheit der Berge hinter der Schule. Als wir von dort in die Richtung schauten, aus der wir das Leuchten gesehen hatten, sahen wir, wie sich jenseits der Berge eine grosse, pilzförmige Wolke auftürmte und Rauch aufstieg.

Es vergingen ca. 30 Minuten, dann begleiteten die Oberstufenschüler uns jüngere Jahrgänge nach Hause. Als wir noch drei Kilometer zu gehen hatten, kamen von Süden her Blechschilder von der Grösse halber Tatamis, Eisen- und Holzstücke, Tuchfetzen und anderes vorbeigeflogen oder prasselte zu Boden.

Wir passten also auf, dass uns keiner der Gegenstände traf, während wir weitergingen. Als wir fast zu Hause waren, konnte man meinen, ein Gewitter zöge auf, dann begann zusammen mit dem Unrat pechschwarzer Regen in grossen Tropfen vom Himmel zu fallen. Dann sahen wir, dass der in der Nähe gelegene Fluss schwarzes Wasser führte, in welchem Bartgrundel, Karauschen und andere Fische mit dem Bauch nach oben vorbeitrieben.

Darüber freuten wir Kinder uns natürlich und sammelten so viele der toten Fische wie möglich in Eimer oder andere Behälter. Auch ich schaffte so viel ich tragen konnte nach Hause, wurde jedoch von meiner Mutter ausgeschimpft: "Diese Fische sind an Gift gestorben, wirf sie also sofort wieder weg!" Ich schaffte sie also wieder zum Fluss.

Zwei bis drei Stunden nach der Atombombenexplosion kamen immer mehr Menschen,

1.  denen die verbrannte Haut in Fetzen vom Körper hing,
2.  deren Körper knallrot war, und die unbekleidet auch heute noch aussehen, als würden sie gleich zusammenbrechen,
3.  die von vorne noch ein wenig Kleidung am Leib trugen, deren Rücken aber nackend war,
4.  und Frauen, die fast überhaupt nichts mehr auf dem Körper trugen

an uns vorbei, die aus der Stadt flohen.Meine Mutter riss für sie Baumwolltuch in Streifen und gab ihnen Handtücher.

Am ganzen Leib zitternd fragte ich mich, warum plötzlich so furchtbare Dinge geschehen. Obwohl ich noch ein Kind war, sagt ich mir, dies müsse die Hölle auf Erden sein.

So kam es, dass zahlreiche Verletzte aus dem 10 km entfernten Zentrum von Hiroshima an unserem Haus vorbeizogen, und nicht wenige von ihnen starben.

Auch ein Mädchen aus der Nachbarschaft mit Namen Kiyoko Nakayama, die ich sehr mochte, hatte sich in der Nähe der Atombombenexplosion aufgehalten und starb eine Woche später. Sie war in der ersten Jahrgangsstufe der Mädchenschule. Wenn ich sie an ihrem Krankenbett besuchte, dann sagte sie zu mir: "Sumi-chan, gib mir ein wenig Wasser... Wasser...". Doch wenn ich ihr Wasser geben wollte, dann lehnten die Erwachsenen dies entschieden ab. Mehr als die Hälfte ihres Körpers war verbrannt, und ihr h¨bsches Gesicht war auf mehr als das Doppelte angeschwollen. Sie konnte ausserdem kaum noch sprechen.

Einmal, als sie mich in diesem Zustand zu sich rief, eilte ich zu ihr, und sie flüsterte mir mit schmerzerfüllter Stimme ins Ohr: "Sumi-chan, mit mir geht es zu Ende, aber du musst für mich mitleben!"

Am vierten Tag war es wohl, als der Arzt sagte: "Wenn sie Wasser oder irgendetwas anderes möchte, dann könnt ihr es ihr geben." Aber ihr Körper konnte bereits nichts mehr aufnehmen, und drei Tage später starb sie. Auf ihrem von Brandwunden übersäten Körper krochen bereits Unmengen von Maden herum.

In dieser Zeit fanden in unserem Dorf täglich Beerdigungen statt. Es waren für alle Tage voller Trauer und Schmerz.

Seitdem sind 60 Jahre vergangen, und ich, die damals in die sechste Klasse ging, bin 72 Jahre alt geworden. Aber auch wenn ich heute in einer ruhigen Minute die Augen schliesse, so tauchen die furchtbaren und traurigen Erlebnisse von damals vor meinem inneren Auge auf, als sei es gestern gewesen.“

Quelle: http://hiroshima-platz-potsdam.de/de/zeitzeugenberichte/nakamura.htm


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Dienstag, den 06.08.2013 – abends – Büchel
Katastrophen in Atomkraftwerken

Das erste Unglück fand bereits am 23. Juni 1942 in Leipzig statt. In enem der Forschungszentren zum Bau einer Nazi-Atombombe und zur Entwicklung eines Atomkraftwerkes brach im Labor von Prof. Robert Döpel ein Feuer aus, das die Feuerwehr - ohne Schutzvorrichtungen - zwei Tage bekämpfte. Die Unterlagen über diesen Fall wurden im Krieg vernichtet. Von daher sind gesunheitliche Folgen bislang nicht nachweisbar.

Quelle: Wikipedia, Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen, eingesehen am 30.07.2013

Die Karte verzeichnet nur die Unfälle, bei denen im unmittelbaren Zusammenhang Menschen ums Leben gekommen sind.

Quelle: Wikipedia, Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen, eingesehen am 30.7.2013


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Mittwoch, den 07.08.2013 – morgens – Lebens- und Friedenskräfte
Pflugscharbewegung – Daniel Berrigan, USA

Wolfgang Sternstein hielt am 19. Juni 2013 in Stuttgart-Feuerbach einen Vortrag zum Thema „Pazifisten = Illusionisten?“. Darin zitiert er Daniel Berrigan, Jesuit und zusammen mit seinem Bruder, Philipp, Mit-Gründer der Pflugscharbewegung, die in Anlehnung an Jesaja 2,4 und Micha 4,3, Schwerter zu Pflugscharen zu machen, jetzt schon damit anfängt, Rüstungsgegenstände inklusive z. B. Steuerungselemente von Atomwaffen, zu verschrotten oder sie dadurch untauglich zu machen, indem Computer mit eigenem Blut übergossen werden. Daniel Berrigan schreibt:

„Wir haben den Namen Friedensstifter angenommen, doch wir waren – aufs Ganze gesehen– nicht bereit, einen nennenswerten Preis dafür zu bezahlen. Und weil wir den Frieden mit halbem Herzen und halbem Leben wollen, geht der Krieg natürlich weiter, denn das Krieg führen ist seiner Natur nach total, doch das Frieden stiften ist aufgrund unserer Feigheit partiell. So gewinnt ein ganzer Wille, ein ganzes Herz und ein ganzes nationales Leben, auf Krieg aus, Oberhand über das kraftlose, zögernde Wollen des Friedens. In jedem nationalen Krieg seit Gründung der Republik hielten wir es für selbstverständlich, dass der Krieg die härtesten Kosten auferlegt und dass diese Kosten mit freudigem Herzen bezahlt werden sollten. Wir halten es für selbstverständlich, dass in Kriegzeiten Familien für lange Zeit getrennt, Männer eingesperrt, verwundet, in den Wahnsinn getrieben, an fremden Stränden getötet werden. Vor solchen Kriegen erklären wir ein Moratorium für jede normale menschliche Hoffnung – für Ehe, Gemeinschaft, Freundschaft, für moralisches Verhalten gegenüber Fremden und Unschuldigen. Wir werden belehrt, dass Entbehrung und Disziplin, privates Leid und öffentlicher Gehorsam unser Los sind. Und wir gehorchen. Und wir erleiden es – denn leiden müssen wir –, denn Krieg ist Krieg, und guter Krieg oder schlechter, wir haben ihn und seine Kosten auf dem Hals.

Doch was ist der Preis des Friedens? Ich denke an die guten, ehrbaren, friedliebenden Leute, die ich zu Tausenden kenne, und ich frage mich: Wie viele von ihnen leiden an der zehrenden Krankheit der Normalität, sodass, selbst wenn sie sich zum Frieden bekennen, ihre Hände in instinktivem Krampf in Richtung ihrer Angehörigen, in Richtung ihres Komforts, ihres Heims, ihrer Sicherheit, ihres Einkommens, ihrer Zukunft, ihrer Pläne greifen – des Fünfjahresplans für das Studium, des Zehnjahresplans für die berufliche Stellung, des Zwanzigjahresplans für das familiäre Wachstum und die familiäre Eintracht, des Fünfzigjahresplans für ein anständiges Berufsleben und eine ehrenvolle Entlassung in den Ruhestand. ‚Natürlich wollen wir den Frieden’, so rufen wir, ‚doch zugleich wollen wir die Normalität, zugleich wollen wir nichts verlieren, wollen wir unser Leben unversehrt erhalten, wollen wir weder Gefängnis, noch schlechten Ruf, noch die Zerreißung persönlicher Bindungen.‘ Und weil wir dieses erlangen und jenes bewahren müssen, und weil der Fahrplan unserer Hoffnungen um jeden Preis – um jeden Preis – auf die Minute eingehalten werden muss, und weil es unerhört ist, dass im Namen des Friedens ein Schwert niederfahren soll, das jenes feine und kluge Gewebe das unser Leben gesponnen hat, zertrennt, weil es unerhört ist,  dass gute Menschen Unrecht leiden sollen, Familien getrennt werden oder der gute Ruf dahin ist – deswegen rufen wir Friede und rufen Friede, und da ist kein Friede. Da ist kein Friede, weil da keine Friedensstifter sind. Es gibt keine Friedensstifter, weil das Frieden stiften mindestens so kostspielig ist wie das Krieg führen – mindestens so anspruchsvoll, mindestens so zerreißend, mindestens so geeignet, Schande, Kerker und Tod nach sich zu ziehen.“


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Mittwoch, den 07.08.2013 – nachmittags – Cochem
Atombombentest-Opfer im Pazifik: „Bravo“

Am „1. März 1954 wurde von den USA die Atombomben-Testexplosion „Bravo“ gezündet. Es handelte sich um eine Kernspaltungs/Kernfusionsbombe mit einer Sprengstärke von etwa 15 Megatonnen, also dem knapp 1000-fachen der Hiroshima- und Nagasaki- Bomben. ...

Die Amerikaner waren sich im klaren darüber, daß sie eine sehr starke Wirkung erzielen würden. Sie konnten grob abschätzen, welche gewaltigen Mengen an Radionukliden beziehungsweise kontaminierten Materialien dabei in die Umgebung geschleudert werden würden. Sie verfügten auch über ein recht gutes Wettervorhersagesystem. So muß man davon ausgehen, daß die Einwohner mehrerer Inseln, die in der Fallout-Zone lagen, bewußt und gewollt als menschliche Versuchsopfer mißbraucht wurden.

Lijon Eknilang war damals 8 Jahre alt, sie berichtete genau, wie sie am 1. März, ihrem Geburtstag, morgens den gewaltigen Lichtschein sah, den Donner und das Beben der Erde wahrnahm und wie später ein riesige Wolke auf das Rongelap-Atoll zukam und dann stundenlang weißer Puder auf die Insel „herunterschneite“. Die Kinder spielten in dem „Schnee“, tranken Wasser, daß sich eigenartig verfärbt hatte. Am selben Tag setzten die ersten Beschwerden ein, Übelkeit, Kopfschmerzen, die Haut brannte wie Feuer, am nächsten Tag große Brandwunden, viele verloren die Haare. Niemand ahnte, daß sie es mit Radioaktivität zu tun hatten.

Erst zweieinhalb Tage nach dem Fallout kamen die Amerikaner und brachten die Einwohner von Rongelap auf den Militärstützpunkt auf dem Kwajalein- Atoll. Hab und Gut und Vieh blieben auf Rongelap zurück.

Drei Jahre später versicherte die US-Atomenergiekommission, daß nun alles wieder in Ordnung wäre, die Einwohner von Rongelap wurden in ihre Heimat zurückgebracht. Bald bekamen sie erhebliche Beschwerden. Ihnen war schlecht, sie bekamen Bläschen auf den Lippen und im Mund und hatten ständig Magenschmerzen. Mit der Zeit ließen diese Beschwerden nach, aber es kamen neue dazu. Anfang der 60er Jahre ging es los mit Schilddrüsentumoren, Totgeburten, Augenkrankheiten, Leber- und Magenkrebs und Leukämie.

Auch Menschen, die erst nach 1957 auf das Rongelap-Atoll gezogen waren, wurden krank. Die Amerikaner sahen diese Leute als „Kontrollgruppe“ an und meinten damit beweisen zu können, daß offensichtlich die Gesundheitsprobleme auf Rongelap überhaupt nichts mit dem Bravo-Test zu tun hätten. Erst später stellte sich heraus, daß diese zugereisten Leute von Inseln stammten, die ebenfalls durch Atomwaffentests getroffen worden waren.

Lijon Eknilang stammt aus einer für diese Situation typischen Familie: ihre Großmutter starb in den 60er Jahren an Schilddrüsen- und Magenkrebs. Ihr Vater starb 1954, nachdem ihn der Fallout auf dem Meer überrascht hatte. Ein Vetter starb 1960 an Krebs, ein anderer 1972 an Leukämie, Zwei Schwestern wurden 1981 an der Schilddrüse operiert.

Sie selbst kann keine Kinder bekommen, sie hatte sieben Fehlgeburten, eine hatte nur ein Auge und schwere Mißbildungen. 1978 wurde sie an der Schilddrüse operiert, sie hat Knoten in der Brust, Nieren- und Magenprobleme und erhebliche Sehprobleme. Tragischerweise wird Kinderlosigkeit auf den Marshallinseln als Beweis für die Treulosigkeit der Frau angesehen. Deshalb redet niemand gerne über die vielen Fehlgeburten, über schwer mißgebildete Kinder, die als „Quallenbabies“, „Kraken“, „Äpfel“ oder „Schildkröten“ bezeichnet werden. Besonders bekannt wurden die „Quallenbabies“, die mit durchsichtiger Haut und ohne Knochen geboren werden, man kann das Gehirn und das schlagende Herz sehen, sie haben keine Beine, keine Arme, keinen Kopf. Viele Frauen sterben an anormalen Schwangerschaften oder gebären eigenartige Gebilde, die sie sofort verstecken und beerdigen.

Die USA-hörige Regierung der Marshallinseln weigerte sich, die Probleme anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Deshalb hat Greenpeace 1985 in einer spektakulären Aktion die Einwohner von Rongelap ein zweites mal evakuiert.

Der Zynismus der USA wird aus einer Äußerung des Energieministeriums zur Rückkehr der Bewohner nach Rongelap im Jahr 1957 deutlich: „Obwohl die radioaktive Verunreinigung der Rongelap-Insel als für menschliche Ansiedlungen völlig ungefährlich gelten kann, ist die radioaktive Strahlung dort stärker als in anderen bewohnten Gebieten der Welt. Die Ansiedlung dieser Menschen auf der Insel wird äußerst wertvolle Daten zu den Auswirkungen der Radioaktivität auf den Menschen liefern.“

Am 1. März 2004 [läuten] um 6.00 Uhr alle Kirchenglocken auf den Marshallinseln in Erinnerung an die „Bravo“-Test-Explosion und ihre schrecklichen Folgen ....“

Quelle: Strahlentelex Nr. 412-413 vom 04.03.2004


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Mittwoch, den 07.08.2013 – abends – Büchel
Opfer von Atombombentests durch fallout

„Die durch die Atombombenversuche bewirkte Verseuchung der Mitwelt und ihre Folgen für Mensch und Tier gehört immer noch zu den bestgehüteten Geheimnissen der Militärmedizin. Bekannt geworden ist immerhin, dass weltweit 0,001 % der Krebstodesfälle auf den radioaktiven "fall out" zurückzuführen sind.  Dieses für so gering zu halten, dass man geneigt ist, das zu vernachlässigen, ist bereits der Anfang der Komplizenschaft. Bei der Weltbevölkerung allein 1960 von ca. 3 Milliarden (1999: 6 Milliarden ) sind dies 30.000 Menschen, deren Tod in voller Kenntnis um die Gefahren  und willentlich in Kauf genommen wurde. Die weltweite körperliche Verseuchung und Zerstörung ist ein Fakt und keine Metapher. Wer dies in Vergangenheit oder Gegenwart ahnt oder weiß, es aber verharmlost, verleugnet oder verdrängt, wird zum Komplizen an diesem Verbrechen - das ist die geistige Zerstörung.“

Belege:
- Henschler, Dietrich: Art. Atomwaffen, 1. Zum Problemstand; in: Lexikon der Bioethik, Band 1, Gütersloh 1998, S. 279-281, hier 281.
- vgl. dpa-Meldung vom 30.07.1997, Studie: Mehr Tote durch Atomtests als angenommen,  http://ourworld.compuserve.com/homepages/RichterPeill/scholz1.htm; dort wird von 3,4 Millionen Todesopfer bis 2000 gesprochen.
- Koller, Elke: Büchel: Klarheit zwingend erforderlich; in: atomwaffenfrei, Nr. 2/2000, Juni 2000, 22: "Bei ca. 40 Angehörigen einer Wachmannschaft, die seit gut 30 Jahren auf dem Flugplatz Büchel amerikanische Atomsprengköpfe des Typs B-61 bewacht, erkrankten 18 Personen in den letzten Jahren an Krebs. 12 von ihnen sind bereits gestorben."
- Pohlmeier, Lars: Gesundheitliche Folgen von Atomtests; in: Zeitung Atomwaffen abschaffen - 1998, http://www.friedenskooperative.de/themen/a-ztg-08.htm;
- Willmann, Joachim: Atomarer Kolonialismus - UreinwohnerInnen - Opfer der atomaren                  Rüstung; Zeitung Atomwaffen abschaffen - 1998;
- http://www.friedenskooperative.de/themen/a-ztg-09.htm.
- Globale Trends 2000, Frankfurt am Main 1999, 100ff.
 - Albert Schweitzer in seiner Rundfunkansprache an die Welt, vom 23.4.1957: "Die Atomgefahr, in der wir heute leben", in: Zeichen der Zeit, Band 41, 1987, 99-103; Niemöller wies in seiner berühmten Kasseler Rede vom 25. Januar 1959 auf diese Zusammenhänge hin, Niemöller, Martin, Reden 1958-1961, Frankfurt am Main, 80; vgl. auch 25f.

aus: Engelke, Matthias: Atomwaffen und Abrüstung. in: Martin Niemöller im Kalten Krieg. Die Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit damals und heute. Hg.: Hermann Düringer, Martin Stöhr, Arnoldshainer Texte Nr. 115, Frankfurt am Main 2001, S. 77f


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Donnerstag, den 08.08.2013 – morgens – Büchel – Lebens- und Friedenskräfte
Erinnerungen an Erika Drees – vgl. 03.08.2013 morgens - Berlin


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Donnertag, den 08.08.2013 – mittags – Cochem
Opfer der Atombombentests - Kasachstan

Bericht von einer Russlanddeutschen Familie, die die Lichtblitze der sowjetischen Atomwaffentests in Semipalatinsk sahen. Zahlreiche Familienmitglieder sind im Laufe der Jahre an Krebserkrankungen gestorben.


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Donnerstag, den 08.08.2013 – abends – Büchel
Opfer durch Uran-Abbau

Die Karte verzeichnet die Hauptorte des Uranabbaus; noch weit nach der Wiedervereinigung wurde in Deutschland Uran abgebaut. Polizisten, die das Bundeskanzleramt zu bewachen hatten und mit denen wir während der Fastenaktion in Berlin ins Gespräch kamen, erzählten von Bekannten, die zur DDR-Zeit in der ausschließlich von Sowjets geführten Firma „Wismut“ zum Abbau von Uran anfangs mit bloßen Händen gearbeitet haben. Die Arbeiter erhielten ein vielfaches von dem Lohn der Arbeiter in der DDR. Kaum einer ist älter als 55 Jahre alt geworden.


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Freitag, den 09.08.2013 – morgens – Büchel
Bericht eines Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki


„Der Japaner Tsutomu Yamaguchi, * 16. März 1916; † 4. Januar 2010 in Nagasaki, war einer von weniger als 200 bekannten Menschen, die beide Atombombenabwürfe auf Japan während des Zweiten Weltkrieges sowohl erlebt als auch überlebt haben. Er war zugleich einer von neun bekannten Überlebenden, die bei beiden Explosionen jeweils in der Nähe des Bodennullpunktes waren. Weiterhin war er der einzige von den japanischen Behörden offiziell anerkannte „doppelte Hibakusha“ (Atombombenopfer).

Am 6. August 1945 schloss Yamaguchi, der damals als Ingenieur für die Konstruktion von Öltankern bei Mitsubishi Heavy Industries in Nagasaki arbeitete, zusammen mit seinen Kollegen Akira Iwanaga und Kuniyoshi Sato einen dreimonatigen geschäftlichen Aufenthalt in Hiroshima ab. Er war früh aufgestanden, um sich auf die Heimreise am folgenden Tag vorzubereiten, und hatte sich von seinen Kollegen getrennt, um sein im Büro vergessenes persönliches Siegel zu holen. Als die Atombombe um 8:15 Uhr in 580 Meter Höhe zündete, stieg er gerade etwa 3 km vom Hypozentrum entfernt aus einer Straßenbahn aus. Zuvor hatte er sogar noch den Bomber Enola Gay gehört.

Yamaguchi erlitt starke Verbrennungen am linken Oberkörper und wurde lebenslang auf einem Ohr schwerhörig, begriff aber aufgrund starker Schmerzen zunächst die Tragweite des Geschehens und das Ausmaß seiner Verletzungen nicht. [140.000 Menschen traf der Tod durch die Bombe sofort.] Die folgende Nacht verbrachte er in einem Luftschutzraum.

Am nächsten Tag begab sich Yamaguchi von Kopf bis Fuß verbunden erneut zum Bahnhof, wobei sein Weg in nur zwei Kilometern Entfernung am Hypozentrum vorbeiführte und er starker radioaktiver Strahlung ausgesetzt wurde. Er kam am 8. August in Nagasaki an.

Als am 9. August um 11:02 Uhr die zweite Atombombe über Nagasaki zündete, befand sich Yamaguchi wieder etwa 3 km vom Hypozentrum entfernt im Büro seines Chefs und berichtete diesem gerade von den Ereignissen in Hiroshima. Er erlitt erneut Verletzungen. [Es waren diesmal etwa 70.000 Menschen, die in einer Sekunde von der Atombombe getötet wurden.]

Auf der Suche nach Angehörigen kam Yamaguchi am 13. August in die Nähe des Hypozentrums und wurde ein weiteres Mal starker radioaktiver Strahlung ausgesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Yamaguchi zwar bereits ab 1957 von der Stadtverwaltung von Nagasaki als zweifacher Hibakusha (Atombombenopfer) geführt worden. Bei einer Überarbeitung der Unterlagen, vermutlich im Jahr 1960, wurde jedoch der Hinweis auf seine Strahlenbelastung in Hiroshima entfernt. Als Yamaguchi mehrfach versuchte, die Eintragungen berichtigen zu lassen, wurde dies stets mit der Begründung abgelehnt, dass es für die Bewertung seines Falles nicht von Bedeutung sei.

Am 19. Januar 2009 beantragte Yamaguchi erneut die Korrektur seiner Hibakusha-Dokumente. Wohl u. a. aufgrund neuer Zeugenaussagen von weiteren Überlebenden gab die Stadtverwaltung von Nagasaki am 23. März 2009 seinem Antrag statt. Damit ist Tsutomu Yamaguchi der einzige jemals behördlich anerkannte „doppelte Hibakusha“ (obwohl es nach aktuellem Wissensstand insgesamt 165 Überlebende beider Atombombenexplosionen gegeben hat, von denen sich neun in beiden Fällen in der Nähe des Bodennullpunktes aufgehalten hatten).

Auch Tsutomus Frau wurde zu einer Hibakusha, da sie durch „schwarzen Regen“ (Fallout) radioaktiv belastet wurde. Das Ehepaar hatte drei Kinder, von denen ein Sohn, der zum Zeitpunkt der Explosion in Nagasaki noch ein Säugling war, mit 59 Jahren an einer Krebserkrankung starb.

Nach dem Krieg arbeitete Yamaguchi zunächst für die US-amerikanischen Besatzungsstreitkräfte und als Lehrer und kehrte später wieder zu Mitsubishi Heavy Industries zurück. Er war Friedensaktivist und setzte sich auch weiterhin für die Beseitigung aller Atomwaffen ein. Mit mehr als 80 Jahren schrieb er ein Buch über seine Erlebnisse.

Im Alter von 90 Jahren reiste er in die USA und beteiligte sich Anfang August 2006 anlässlich einer Vorführung des Dokumentarfilms „Nijūhibaku“ von Hideo Nakamura (englischer Titel: Twice Bombed, Twice Survived), der über sein Schicksal und das weiterer „doppelter Hibakusha“ berichtet, an einer Podiumsdiskussion im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York.

Yamaguchi erlag am 4. Januar 2010 einem Magenkrebsleiden."

Quelle: Wikipedia, eingesehen am 30.07.2013

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Die Weltkarte der Atomkette
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Durch Uranabbau verseuchte Orte und Landschaften
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Durch havarierte Atomkraftwerke verseuchte Orte
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Orte von Atomwaffentests in der Atmosphäre, die bis heute zu Tausenden von Krebsopfern jährlich führen
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Lagerorte von Atomwaffen - und damit mögliche Kriegsziele
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Die Atomkette, die die Welt mit Tod bedroht