Ein Kleiner König: Kunst und Kultur im Kontext der internationalen Kampagne ICAN

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Kleiner König im Schnee in der Eifel – Foto: Veronika Raß

Rund vierzehn Friedensbewegte kamen am 7. Januar 2022 auf der Friedenswiese am Haupttor des Fliegerhorstes Büchel zusammen zum ökumenischen Friedensgebet – dem Schneeregen in der Eifel trotzend.

Der Künstler Ralf Knoblauch, Bonn, stellt eine seiner Königsskulpturen zur Verfügung. Seit 10 Jahren fertigt er diese Skulpturen an. In 190 Ländern auf fünf Kontinenten waren seine Skulpturen bereits ausgestellt. Aus Holz grob heraus gehauen bilden sie einen überraschenden Kontrast zum “König sein”, und laden sie ein, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Rüdiger Lancelle wählt den Platz für die Skulptur auf der Friedenswiese: inmitten des bekannten Symbols von ICAN, der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Internationalen Kampagne, steht sie für die Abschaffung von Atomwaffen.

Kleiner König im Schnee auf der Friedenswiese
Kleiner König im Schnee auf der Friedenswiese – Foto: Veronika Raß

“Für mich stellt die Figur eine Königin dar.” “Der Genus des Wortes Frieden ist im Griechischen weiblich”, so Beate Engelke und Dr. Matthias Engelke.

“Sie wirkt zunächst so unscheinbar klein –  und doch bringt diese kleine Figur eine solche Würde zum Ausdruck.” bemerkt Dr. Elke Koller.

In der Tat sollen die Skulpturen die Würde des Menschen zum Ausdruck bringen, so der Künstler.

Mit Verweis auf die Menschenwürde begründete auch Professor Toshio Hironaka (1926 - 2014), ein Überlebender des Atombombenabwurfs von Hiroshima, die Ächtung von Atomwaffen. Der Krieg, wie er ihn in Hiroshima erleben musste, sei eine Verletzung der Menschenwürde. Nach Hiroshima und Nagasaki gebiete der Schutz der Menschenwürde den Verzicht auf Krieg und erst recht den Einsatz von Atomwaffen zur Lösung von Konflikten.

Wie bringt man aber das König sein mit dem Thema Würde in Verbindung?

Veronika Raß, Pastoralreferentin, referiert über die Wandlung der Bedeutung von Königen zur Herstellung des shalom–Zustandes in der Religionsgeschichte im Laufe von Jahrtausenden – beginnend mit den altorientalischen Königsideologien des “in Besitz Nehmens”, durchaus in dieser archaisch geprägten Zeit auch mit Gewalt verbunden, über Israels Königsvorstellung des Herrschens über die Schöpfung als Verantwortung aller für die ganze Schöpfung bis hin zu Jesus, der völligen Gewaltverzicht übte, damit das Königreich des Friedens Gestalt finden möge.

Kleiner König auf der Friedenswiese mit Rass, Lancelle, Koller
Veronika Raß. Rüdiger Lancelle. Dr. Elke Koller – Foto: Klaus Mertens

Veronika Raß fasst die christliche Auffassung der Königswürde, die einem jedem Menschen gegeben ist, in einer Meditation zusammen:

Ein Mensch
Sie trägt ein Zeichen ihrer Würde.
Wer sich aufmacht, den neugeborenen König zu würdigen,
dem wird selbst eine Würde zugesagt,
die wahrhaft königlich ist.
Ein Bekenntnis zu einer Macht,
die nicht Herrschaft durch Angst und Schrecken bedeutet,
vielmehr Gestaltungsmacht in der Übernahme von Verantwortung für das Leben aller.
Eine weise Frau.
Sie steht als Beispiel für die vielen.
Stehst auch du in deiner Macht?

Gottähnliche Würde macht den Menschen zum Menschen. Dieses Merkmal des Menschseins ist auch dann vorhanden, wenn es eventuell nicht als Eigenschaften eines einzelnen Menschen zu sehen ist. Auch jemand, der sich durch würdeloses Verhalten gegen die Gemeinschaft stellt, hat eine unantastbare Würde. Würde ist immer schon, lange bevor der einzelne Mensch etwas tut. Die Würde gilt jedem einzelnen Menschen als Sohn und Tochter Gottes, so der christlich Glaube.

Kleiner König auf der Friedenswiese mit einem Teil der Teilnehmenden
Kleiner König auf der Friedenswiese mit einem Teil der Teilnehmenden – Foto: Klaus Mertens

Mit dem Song “Wish I was at home for christmas” vom Interpreten Jona Lewie schließt man auch diejenigen ins Gebet ein, die als Soldaten an Feiertagen nicht zu Hause sein können. Der Song ist als reine Antikriegshymne gedacht. Die tragische Geschichte eines Soldaten rührt die Menschen jedoch gerade zur Weihnachtszeit zutiefst. “Ich wünschte, ich wäre Weihnachten zu Haus”. Es wurde geschrieben im Jahr 1981, in dem Jahr, in dem die Vereinigten Staaten von Amerika ein gigantisches Aufrüstungsprogamm auflegten, das den Weltraum miteinbezog.

Es ist das Jahr, in dem im Bonner Hofgarten die Friedensdemonstration gegen den Nato-Doppelbeschluss stattfand unter dem Motto: “Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen”. Auch heute wird weiter aufgerüstet. Sämtliche Atommächte setzen derzeit auf qualitative Aufrüstung aller Atomwaffensysteme.  Innerhalb des Fliegerhorsts lassen die US-Amerikaner die Bomben von den 140 Soldaten einer eigenen Munitionssicherungs-Einheit bewachen. Auch an Weihnachten. Sicherlich wünschen auch diese Menschen, das Weihnachtsfest zu Hause zu verbringen.

Nach Weihnachten ist vor dem nächsten Weihnachten!

Zum Friedensgebet laden im Jahr 2022 die Verbände Pax-Christi e.v. im Bistum Trier sowie der Initiativkreis gegen Atomwaffen/Internationaler Versöhnungsbund e.V. Regionalgruppe Cochem-Zell einmal monatlich ein. Das nächste Friedensgebet findet am 11. Februar 2022, Beginn um 16.00 h, statt.